Blindgänger bei Kulturwerkstätte
Ein Auszug aus: ARCHITEKTURLANDSCHAFT NIEDERÖSTERREICH, Band 2 – INDUSTRIEVIERTEL
RÖHRE MIT DURCHBLICK
"public art Niederösterreich" schrieb den Wettbewerb für die Gestaltung des Zauns der Kulturwerkstätte aus, der Emblem, Symbol und Logo sein sollte. Den Wettbewerb entschied das damals unter dem Namen poor boy’s enterprise agierende Team Marie-Therese Harnoncourt, Ernst J. Fuchs und Florian Haydn für sich. Blindgänger nannten sie ihren Zaun. Es ist ein Zaun und kein Zaun. Funktionell wird eine Abgrenzung geschaffen, aufmerksamkeitsökonomisch ein Attraktor. Es ist ein Zaun, in den man hineingehen kann. Brunnenringe aus armiertem Beton sind innen beleuchtet und so angeordnet, dass sie nicht dicht an dicht aneinander stoßen, sondern wie beim Lattenzaun Licht und Blick durchlassen. Der gebogene zylinderförmige Raum verändert sich mit jedem Schritt, auch das Licht tut zu jeder Tages- oder Jahreszeit das Seine in Sachen Veränderung. Man sieht, was man sonst nie sehen kann: die riesigen Brunnenringe, die als Schächte oder Kanäle unsichtbar im Erdreich sind. Der weiße Anstrich der Innenseite verstärkt die Helligkeit, ist es dunkel, leuchten die Abstandsschlitze weiß nach außen. Bei der nördlichen Öffnung angelangt, finden die Blicke die Landschaft, die man nach der Passage anders anschaut. Nicht zuletzt wird an früher auf Kinderspielplätzen zu findende Betonröhren erinnert, die für ein anderes Körper- und Raumwahrnehmungsgefühl sorgten, das hier Kinder wie Erwachsene erleben können. ek