Semperit in Wimpassing
Ein Auszug aus: ARCHITEKTURLANDSCHAFT NIEDERÖSTERREICH, Band 2 – INDUSTRIEVIERTEL
BIOMORPHES GLANZSTÜCK
Im Jahr 1999 schrieb die Semperit Technik Produkte Ges.m.b.H. & Co KG für ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum einen Wettbewerb aus. Der Entwurf des Teams Najjar & Najjar traf den
gewünschten Innovationsnerv und signalisierte Aufbruchstimmung Richtung technologischer Zukunft. In den 1820er Jahren war Johann Nepomuk Reithoffer auf der Suche nach wasserabstoßendem Material auf den Kautschuk gestoßen und begann Regenmäntel herzustellen. Heute ist Semperit ein führender Hersteller von Schutzhandschuhen, Hydraulik- und Industrieschläuchen sowie Dichtungsprofilen. Auf dem Firmengelände blieb das alte Herrenhaus
erhalten, zwei Gebäude wurden abgebrochen. Eine doppelt gekrümmte Aluminiumröhre, die auf einem großteils gläsernen Quader, der das Labor beherbergt, sitzt, schiebt sich im Winkel von 45° an das Herrenhaus heran. Jedoch bleibt der Respektabstand gewahrt. Die expressive biomorphe Form spielt performativ mit den Assoziationen: Ein weit aufgerissenes, silbrig glänzendes Fischmaul zeigt Richtung Triester Bundesstraße. Im Rückenschwung sieht man
das Glasdach des zentralen Atriums, welches Büro-, Besprechungs- und Laborbereiche großzügig miteinander verknüpft. Passend zur silbrigen Haiform kam das konstruktive Know-how aus der Schiffs bauchtechnik. Im Achsabstand von 3,5 m sitzen Stahlbinder über dem Betonskelett. Der Rumpf wurde längs mit Alustrangfalz-Profilen überzogen. Quer dazu liegen Trapezbleche, über die sich die auffällige Aluhaut spannt. 2002 wurde das konstruktive Glanzstück mit dem Aluminiumpreis ausgezeichnet. ek