amm - architektin mautner markhof
Anne Mautner Markhof in Conversation
"Architektur ist der Einklang von Funktion, Konstruktion und Form.
Unser Ziel ist ein engagiertes Miteinander, um konstruktiv Positives zu schaffen."
Dieser Devise bemüht sich das Team der in St. Florian/OÖ, Seisenegg bei Amstetten/NÖ und Wien beheimateten amm zt-gmbh rund um die Architektin Anne Mautner Markhof in ihrer Arbeit gerecht zu werden.
Wie erleben Sie es in Ihrem beruflichen Alltag, als Frau in einem noch immer männerdominierten Berufsstand tätig zu sein?
Anne Mautner Markhof: Durchwegs positiv und normal! Manchmal wird rhetorisch darauf eingegangen, oft aber auch nicht. Ich bin nach wie vor gelegentlich die einzige Frau in einer Herrenrunde. Dann ist Mann froh, endlich eine ArchitektIN gefunden zu haben...
Wenn Sie nicht ArchitektIN geworden wären, wohin hätte Sie Ihre Leidenschaft beruflich sonst geführt?
Anne Mautner Markhof: Ich bin sehr gerne Architektin und übe diesen Beruf mit großer Freude aus. Zusätzlich interessiere ich mich für Psychologie. Unlängst hat mich jemand gefragt, ob ich eine Mediatoren-Ausbildung habe. Meine Antwort lautete schmunzelnd: „so gut wie“.
Gibt es eine Epoche/eine Person in der Architekturgeschichte, die Sie inspiriert und die Anregungen für das heutige Bauen bieten kann?
Anne Mautner Markhof: Schon als Kind bin ich mit den Formen und Farben der Bauhaus Architekten in Berührung gekommen. Die fließenden Grundrisse, die Offenheit und Transparenz der Projekte der 1920er und 1930er Jahre faszinieren mich noch heute.
Wann wird ein Gebäude zur Architektur?
Anne Mautner Markhof: Dazu möchte ich gerne Le Corbusier zitieren: „Ich kenne das Wunder des Glaubens nicht, aber das des unsagbaren Raumes“.
Wenn man in der von ihm geplanten Kapelle in Ronchamp (Frankreich) steht, versteht man diesen Satz und man spürt, dass es ihm dort gelungen ist, einen unsagbaren Raum für den Glauben zu schaffen.
Wie schätzen Sie Dynamik und Qualität des heimischen Architekturschaffens ein – im Vergleich mit anderen europäischen Ländern?
Anne Mautner Markhof: Wir müssen uns nicht verstecken. In den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten wurde die Architekturqualität immer besser, und ein immer breiteres Publikum interessiert sich für dieses spannende und allgegenwärtige Thema. Viele KollegInnen bemühen sich auch in den Gestaltungsbeiräten, ein Umdenken herbeizuführen bzw. die Sensibilisierung zu fördern. Aber allgemein gesprochen haben wir da bestimmt noch Luft nach oben.
Welche Rolle spielen ArchitektInnen in der heutigen Gesellschaft?
Anne Mautner Markhof: ArchitektInnen können nur so gut sein, wie ihre Bauherrn (es zulassen). Und heute schon findet man herausragende Ergebnisse, oft nach Wettbewerben, weil sich ein guter Bauherr "getraut hat". Das heißt, es bräuchte grundsätzlich mehr Mut in der Gesellschaft, so dass ArchitektInnen durch ihre Gebäude wieder sichtbar werden können.
Sollen sich ArchitektInnen politisch engagieren, und wenn ja, in welcher Form kann das im Sinne einer Förderung der Baukultur geschehen?
Anne Mautner Markhof: Kammerpolitisch ja! Jedes Engagement hilft, sei es durch Aufzeigen von Best Practice Beispielen, Einsetzen für Rahmenbedingungen und Schaffung eines Umfeldes, in dem Architektur wachsen kann: faire Wettbewerbe und Honorare, Schaffung von Gestaltungsbeiräten. Nur bitte, dabei keine Doppelmoral!
(Anmerkung: Anne Mautner Markhof hat sich in den vergangenen 12 Jahren in der ZiviltechnikerInnenkammer engagiert, davon 6 Jahre im Bundeskammervorstand als Sektionsvorsitzender-Stv. der ArchitektenInnen.)
Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden, und was wünschen sie sich von ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich?
Anne Mautner Markhof: Ich wurde im Freundeskreis auf ORTE aufmerksam gemacht und wünsche mir, dass ORTE weiterhin Architekturvermittlung auf hohem Niveau betreibt.
Anne Mautner Markhof - amm architektin mautner markhof, Juli 2018