f2p architekten
Christian Formann in Conversation
Auf die Eingangsfrage, die Planungsphilosophie des Büros zu umreißen, antwortet Christian Formann von formann 2 puschmann architekten in Wien 12 folgendermaßen:
Wir möchten mit unserer Architektur Räume zum Wohlfühlen schaffen und uns dabei einer ansprechenden Architektursprache bedienen. Dabei sollen alle entscheidenden Faktoren - Funktion, Ästhetik, Nachhaltigkeit und vieles mehr - in idealer Weise miteinander verknüpft werden. Fließende Raumübergänge, ein ehrlicher Umgang mit Konstruktion und Material, bewusste Lichtführung, das Verschmelzen von Innen und Außen und die Liebe zum Detail kennzeichnen unsere Haltung bei der architektonischen Umsetzung.
Warum sind Sie Architekt geworden, bzw. warum betreiben Sie jetzt Architektur?
Erinnern Sie sich an den ersten Impuls, der zu Ihrer Berufswahl geführt hat?
Christian Formann: Auf mich haben die unterschiedlichsten Typen von Gebäuden, von der Burg bis zur Almhütte, schon in meiner Kindheit große Anziehungskraft ausgeübt; zu einem Zeitpunkt, als ich noch lange nicht wusste, dass ich diese Faszination einmal zu meinem Beruf machen würde. Zudem habe ich stets gerne Gebäude gezeichnet. Ein weiteres Interessensgebiet war immer auch schon die Technik. Und so reifte in mir der Gedanke, nach einem Sidestep in den Maschinenbau, dass ich die für mich ideale Verknüpfung von Kreativität, Technik und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Menschen wohl in der Architektur finden könnte – und das ist bis heute so geblieben.
Wenn Sie nicht Architekt geworden wären,
wohin hätte Sie Ihre Leidenschaft beruflich sonst geführt?
Christian Formann: Was mich bis heute fasziniert und was ich mir gut hätte vorstellen können, das wäre Hubschrauberpilot. Die Möglichkeit, die Landschaft aus der Vogelperspektive zu betrachten, ist für mich einfach wunderbar; die Freiheit dabei, die Verwendung eines komplexen technischen Gerätes.
Was würden Sie gerne planen/gestalten,
völlig ungeachtet dessen, ob es realistisch oder realisierbar ist?
Christian Formann: Da gibt es so viele spannende Aufgaben, wie z.B. ein Restaurant, eine Bar, eine Berghütte, eine Kirche, eine Brücke, etc. Auch besondere örtliche Bedingungen reizen mich sehr, wie z.B. die Lage direkt am Meer oder in den Bergen.
Selbst wenn alle Rahmenbedingungen für die Umsetzung stimmten -
gibt es eine Bauaufgabe, die Sie dezidiert ablehnen würden,
etwas, das Sie nicht bauen wollten?
Christian Formann: Wir bei f2p architekten könnten uns auf keinen Fall vorstellen, ein Bauwerk zu planen, welches das Ziel beziehungsweise den Zweck hat, Menschen konkret zu schaden.
Was würden Sie - im Zusammenhang mit Ihrem beruflichen Umfeld -
gerne ändern (können)?
Christian Formann: Die Wertschätzung in großen Teilen der Bevölkerung! In manchen Bereichen muss man sich als Architekt erst einmal durch viele Vorurteile durchkämpfen (es wird teurer, komplizierter, man will sich ein Denkmal setzen...), um konstruktiv an einer Aufgabe arbeiten zu können. Oft muss man sich als Planender im Laufe eines Projektes erst seine Daseinsberechtigung erarbeiten. Wir denken, hier wäre dringend mehr Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung notwendig über die vielfältigen, umfangreichen und komplexen Tätigkeiten eines Architekten.
Wie schätzen Sie Dynamik und Qualität des heimischen Architekturschaffens ein -
im Vergleich mit anderen europäischen Ländern?
Christian Formann: In Bezug auf die Rahmenbedingungen finde ich die heimische Entwicklung des Architekturschaffens grundsätzlich positiv. Es gibt sehr viele engagierte junge Büros, die einen sehr positiven Einfluss auf die örtliche Architekturszene ausüben. Wünschenswert wäre darüber hinaus ein Aufbrechen von veralteten Strukturen in Bereichen, in denen von Behörden, aber leider auch von Auftraggeberseite her, sehr vehement in Gestaltungsfragen eingegriffen wird. Ich glaube, dass sich die österreichische Zunft der Architekturschaffenden bei einem Vergleich mit unseren Nachbarn nicht zu verstecken braucht. Man entdeckt zunehmend mehr qualitativ hochwertige Architektur, egal ob auf dem Land oder in der Stadt.
Was meinen Sie, ist Baukultur?
Welchen Stellenwert hat sie / sollte sie in unserer Gesellschaft haben?
Christian Formann: Baukultur betrifft jeden! Ich sehe darin die baukünstlerische Umsetzung von Aufgaben im Kontext mit den aus der Gesellschaft entstehenden Bedürfnissen. Wir kommen alle, ob wir wollen oder nicht, ständig damit in Berührung. Darum sollte sie in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert bekleiden und schon sehr früh, in Kindergärten und Schulen beginnend, thematisiert werden, um die Bevölkerung für die damit in Zusammenhang stehenden Fragen und Probleme ausreichend zu sensibilisieren. Beginnend bei Eingriffen in große städtebauliche Strukturen, bis hin zu kleinsten Maßnahmen: Sie alle haben eminenten Einfluss auf unser Miteinander und unser Wohlbefinden.
Wie sind sie auf uns aufmerksam geworden,
und was wünschen Sie sich von Orte Architekturnetzwerk Niederösterreich?
Christian Formann: ORTE kennen wir schon seit unserem Studium auf der TU-Wien von diversen Veranstaltungen. Der erste wirkliche Berührungspunkt war dann eine ORTE-Exkursion zu unserem Erstlingswerk nach Mödling, den Splitboxes; das war schon sehr aufregend.
Christian Formann - f2p architekten, 2018, May