DTA - Duda, Testor. Architektur ZT GmbH
Klaus Duda in Conversation
"Formen, Räume und Atmosphären werden nicht als Selbstzweck betrachtet, vielmehr werden sie aus den Prozessen, Anforderungen und kulturellen Kontexten sowie dem jeweiligen Ort entwickelt.
Wir stehen für eine soziale, pragmatische Architektur, die sowohl ökonomische als auch ökologische Grundlagen des Bauens berücksichtigt."
Soweit Klaus Duda auf die Bitte, ein Credo für die in Wien 4 ansässige
DTA- Duda, Testor. Architektur ZT GmbH zu formulieren.
Lieber Klaus Duda, wie und wann sind sie zum ersten Mal auf ORTE aufmerksam geworden, wie mit uns in Berührung gekommen?
Klaus Duda: Das erste Projekt unseres Ateliers, ein kleines Dorf- und Feuerwehrhaus entstand vor circa 15 Jahren in Großmugl. Bei der Beschäftigung mit dem Ort sind wir sehr bald auf den Verein ORTE gestoßen, der damals schon für Architekturvermittlung auf hohem Niveau stand. Durch verschiedene Veranstaltungen vertiefte sich unser Interesse an dem Verein, und wir entschlossen uns, das Anliegen der "Architektur in Niederösterreich" auch als Mitglied zu unterstützen. Das Dorfhaus erhielt übrigens den Dorf- und Stadterneuerungspreis des Landes NÖ und wurde vom damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll eröffnet. Ein großes Ereignis für den kleinen Ort, also beste Architekturvermittlung in der ländlichen Praxis!
Warum sind Sie Architekt geworden, bzw. warum betreiben Sie jetzt Architektur; erinnern Sie sich an den ersten Impuls, der zu Ihrer Berufswahl geführt hat?
Klaus Duda: Durch Studium und begleitende Arbeitstätigkeiten in interessanten Büros, wie z.B. Harry Glück, Roland Rainer und Helmut Richter, wurde mir immer klarer, wie positiv gute Architektur die Lebensbedingungen der Menschen beeinflusst. Dieser Ansatz, durch Engagement in gestalterischer oder sozialer Hinsicht unsere Welt ein wenig besser zu machen, treibt mich auch heute noch an.
Wenn Sie nicht Architekt geworden wären, wohin hätte Sie Ihre Leidenschaft beruflich sonst geführt?
Klaus Duda: Vielleicht am ehesten in Forschung und Entwicklung oder in die Wissensvermittlung. Aber eigentlich habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, da ich schon sehr früh erkannt habe, dass ich in der Architektur meine Lebensideale sinnvoll umsetzen kann.
Mit welchen Aufgaben setzen Sie sich momentan beruflich auseinander?
Klaus Duda: In erster Linie mit Fragen des Wohnbaus in sehr unterschiedlichen Themenfeldern, von "Wohnen und Arbeiten" bis "Generationenwohnen". Hier kommt uns auch unsere Pflegeheimerfahrung sehr zu gute. Einen zweiten Schwerpunkt legen wir derzeit auf Orts- und Stadtplanung und zwar in Ballungsräumen ebenso, wie in dörflichen Strukturen.
Was würden Sie gerne planen/gestalten, völlig ungeachtet dessen, ob es realistisch oder realisierbar ist?
Klaus Duda: Meine Vision wäre, multifunktionale Gebäude oder Strukturen zu entwickeln, die die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen bestmöglich erfüllen, die Mobilität auf ein Mindestmaß reduzieren und die Umwelt schonen.
Selbst wenn alle Rahmenbedingungen für die Umsetzung stimmten, gibt es eine Bauaufgabe, die Sie dezidiert ablehnen würden, etwas, das Sie nicht bauen wollten?
Klaus Duda: Ein Kernkraftwerk oder ähnlich gelagerte Gebäude, die die Umwelt für nachfolgende Generationen negativ beeinflussen können.
Nachdem Sie auch sehr stark mit Bauaufgaben im Ausland befasst sind: Wie schätzen Sie Dynamik und Qualität des heimischen Architekturschaffens ein - im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?
Klaus Duda: Obzwar Österreich im internationalen Vergleich auf eine gute Basis hinsichtlich Architekturqualität zurückgreifen kann, sind durch Kostendruck und teilweise mangelndes Verständnis für Nachhaltigkeit mittlerweile stark verbesserungswürdige Rahmenbedingungen für Architektur entstanden, und die Architekturvermittlung bekommt demzufolge eine sehr wichtige Rolle, sie muss unbedingt gestärkt werden.
Welches architektonische Werk hat Sie kürzlich begeistert und warum?
Klaus Duda: Spontan fällt mir hier als Beispiel das Bildungszentrum in Kirchdorf in Tirol ein, das eine interessante Ortskernbelebung darstellt. Hier wurde mit einfachen Mitteln, mit viel Herz und Einfühlungsvermögen ein attraktives Umfeld geschaffen, das sich in die dörfliche Struktur sensibel einfügt und von der Bevölkerung gut angenommen wird. Die Projektentwicklung stelle ich mir hier sehr interessant und fordernd vor, sie ist wohl nur unter aktiver Beteiligung aller Stakeholder möglich gewesen. Oft sind es nicht die besonders augenfälligen Architekturbeispiele, die mich begeistern, sondern eher inhaltlich und konzeptionell intensiv bearbeitete Projekte.
Wann wird ein Gebäude für Sie zu Architektur?
Klaus Duda: Wenn ein Bauwerk über die selbstverständliche Funktionserfüllung hinaus durch Atmosphäre und Gestaltung einen Mehrwert für BewohnerInnen und BetrachterInnen generiert, dann ergeben sich Qualität und Nachhaltigkeit durch Baukunst, dann kann man von Architektur sprechen.
Welche Rolle spielen ArchitektInnen heute in der Gesellschaft, wie werden sie als Vertreter ihres Berufsstandes wahrgenommen?
Klaus Duda: ArchitektInnen waren immer schon GeneralistInnen, und in Zeiten verstärkter Spezialisierung ist diese Funktion heute besonders wichtig. Architektur ist in der Praxis sehr eng verknüpft mit Politik und Wirtschaft, und ArchitektInnen müssen in diesem Umfeld immer wieder den Blick auf langfristige Aspekte lenken. Das erfordert manchmal durchaus Geduld und mediatorische Fähigkeiten.
Sollen sich ArchitektInnen politisch engagieren, und wenn ja, in welcher Form soll das erfolgen, im Sinne einer Förderung der Baukultur?
Klaus Duda: Ohne enge Zusammenarbeit mit der Politik kann gute Architektur nicht gelingen und zwar unabhängig davon, ob es sich um Entscheidungen auf EU- oder Dorfebene handelt. ArchitektInnen sollten DIE LobbyistInnen für Architektur sein; beeinflussen deren Auswirkungen doch alle Bewohner- und BenutzerInnen und unsere Umwelt. Aus diesem Grund habe ich mich auch mehrere Jahre in unserer Standesvertretung engagiert.
Zur regionalen Situation in Niederösterreich: Was sind die dringendsten Herausforderungen, auf die die Architektur in unserem Bundesland in den nächsten Jahren wird Antworten liefern müssen?
Klaus Duda: Einerseits eine stärkere Verknüpfung mit Wien bei Mobilitäts- und Raumplanungsthemen und andererseits eine intensive Auseinandersetzung mit der Raumordnung und der Entwicklung der Ortszentren in ländlichen Gebieten. Eine Reduktion der Zersiedelung und Flächenversiegelung, eine Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen, vor allem in strukturschwachen Gebieten, ist dringend nötig.
Welchen Rat zu einer erfolgreichen Baukulturvermittlung hätten Sie für uns, was wünschen Sie sich von ORTE?
Klaus Duda: Vorausschickend - höchste Anerkennung für die bisherigen Leistungen von ORTE dafür, unter schwierigen Rahmenbedingungen eine so hohe Qualität der Architekturvermittlung aufrecht zu erhalten. Wünschen würde ich mir eine verstärkte und ständige Kooperation mit politischen EntscheidungsträgerInnen unter Einbindung von ExpertInnen, weil dadurch ein hohes Verständnis für Baukultur und deren Mehrwert, sowie nachhaltige Entwicklungen am besten gefördert werden können.
Klaus Duda - DTA- Duda, Testor. Architektur ZT GmbH, Jänner 2019