Nach ihrem Studium in Bratislava an der Akademie für Bildende Künste und Design, an der Abteilung Drucktechniken und andere Medien (bis 2012), komplettierte die 1987 in Zvolen in der Slowakei geborene Künstlerin Lívia Kožušková ihre Ausbildung an der Fakultät für Architektur an der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava am Institut für Innenraum- und Ausstellungsdesign (bis 2017). Ergänzend dazu absolvierte sie Austausch-Studienprogramme in England, Polen und Tschechien, eine pädagogische Ausbildung in Bratislava sowie Artist in Residence Aufenthalte in Deutschland und den Niederlanden. Sie bezeichnet sich selbst als Künstlerin, Illustratorin und Pädagogin, darf sie doch inzwischen auch auf eine Reihe von Ausstellungen (seit 2009) in der Slowakei, in umliegenden Ländern, aber auch in den Vereinigten Statten, sowie auf zahlreiche Buchgestaltungen verweisen. Immer wieder widmet sie dabei ihre Aufmerksamkeit der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und sie schreibt dazu:
„Im Rahmen eines postgradualen Projekts bot sich mir die Möglichkeit mit Vorschulkindern zu arbeiten. Ich entwarf Objekte für einen Vorschulraum, dabei ausgehend von einer Idee von ‚Freiem Spiel und Bildung‘. Dazu kam ich aufgrund meiner Arbeit vor ein paar Jahren als Pädagogin in einem Kindergarten, bei der mir sehr rasch klar wurde, dass Kinder – vereinfacht ausgedrückt – einfach viel mehr spielen müssen! Das slowakische Bildungssystem in Kindergärten basiert im Wesentlichen auf dem Grundschulprinzip. Das Ergebnis ist, dass die Kinder zu viel lernen und schon in sehr frühen Jahren viel zu lange stillsitzen müssen, die Kindergärten werden viel zu früh und viel zu stark ‚verschult‘. Um dem begegnen zu können, beschäftigte ich mich damit, wie DesignerInnen und KünstlerInnen Kinderzimmer gestalten, und dabei begeisterte mich am meisten die Herangehensweise in Japan und in nordischen Ländern bei der Gestaltung von kindgerechten Räumen. Ich begann selbst Spielobjekte zu entwerfen, die der Idee des freien Lernens in ihrer Farbe, Form und Größe entsprachen, ich entwarf Spielobjekte, die die Fantasie der Kinder wachsen ließen, die den Kindern halfen, offen zu sein.
Die frühkindliche Spielzeit gilt als wichtigste, weil prägende Zeit, um kognitive, körperliche und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln, und unter Berücksichtigung dessen, möchte ich meine Ideen weiterentwickeln, um Kindern einen Platz bieten zu können, der freundlicher und offen für ihre Fantasie ist. Nicht nur, dass ich viel Spaß dabei hatte Kindern zuzuschauen - durfte ich doch sehen, wie begeisterungsfähig sie lernen, wenn man ihnen ein entsprechendes Umfeld bietet - ich konnte auch eingehend ihr Verhalten studieren und dabei viel über sie lernen. Als Vorstufe habe ich mehrere Workshops organisiert, in denen Kinder dazu animiert wurden, selbst über Raum und Spiel nachzudenken. Als ersten Schritt haben sie dabei ihre eigene Vorschule als Gesamtgebäude gestaltet. In einem nächsten Schritt haben wir uns eingehender mit der Gestaltung des eigentlichen Spielraums beschäftigt. Eine Analyse der dabei formulierten Bedürfnisse, Wünsche und Anregungen bildete den Ausgangspunkt bei meiner schlussendlich eigenen Gestaltung eines neuen, mit Spielobjekten gefüllten Spielraums für Kinder.
Dieses noch nicht abgeschlossene Projekt möchte ich nun in Krems weiterentwickeln und vertiefen: Während meiner Arbeit als Artist in Residence werde ich mich mit den unterschiedlichen Formen der Kommunikation und mit der Zusammenarbeit und Interaktion zwischen verschiedenen Altersgruppen auseinandersetzen und mich auf die dabei zum Einsatz kommenden vielfältigen Mittel künstlerischer Ausdrucksformen und persönlicher Partizipation konzentrieren. Meine bisherigen Erfahrungen haben gezeigt: Kinder sind weise und offen; wir brauchen uns nur zurück in die Zeit der eigenen Kindheit versetzen, um unser erstarrtes Schubladendenken zu überwinden. Gestatten wir uns, von den Kindern zu lernen! Herausforderung, Anspruch und Ziel meiner Kremser Arbeit soll sein, Kunst, Design, Partizipation und Diskussion über Generationen hinweg miteinander zu verbinden. Gelingen soll dies in einem partizipativen Projekt, das die heutige Suche nach Kommunikation und Kooperation unter unseren Kindern widerspiegelt.“
Website von Lívia Kožušková auf Ars Poetica.
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