Schon die römische Antike ging davon aus, dass jeder Ort von einem eigenen Geist geprägt ist, der auf diesen und die ihn bewohnenden Menschen wirkt. So widmet sich etwa der norwegische Architekt und Theoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Werk „Genius Loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst“ dem „Geist des Ortes“ und beschreibt das Sein als eine Verbindung des Menschen mit dem Ort durch räumliche Orientierung und psychologische Identifizierung. Der berühmte Schweizer Architekt Valerio Olgiati verstand es sehr feinspürig, zu definieren, was dem spirituell wirkenden Begriff zugrunde liegt:
Aktuell
Die Reihe „ORTE stellt aus“ gibt jenen internationalen Künstler:innen, die als Artist in Residence alljährlich in Krems zu Gast sind, Gelegenheit, ihre Arbeit zu präsentieren. Im Dezember ist es Sarvesh Singh, indischer Designer und Publizist, der das Thema Abfall an sich hinterfragt und seine Erkenntnisse durch eigens kreierte Gerichte mit Zutaten aus der Wachau anschaulich macht.
Ein Schlachthaus, ein verlassenes Einkaufszentrum und ein von Sanddünen überwuchertes Dorf … Der Dokumentarfilm von Arian Lehner versteht sich als Erkundung der globalen Auswirkungen von Architektur im Kontext von Klimawandel, Ressourcenknappheit, zirkulären Strategien, Immobilienspekulationen und der Flüchtlingskrise, eingebettet in den Kontext der zweiten Ausgabe der Sharjah Architecture Triennial (Vereinigte Arabische Emirate).
Bis heute hat Österreich weder eine Bodenstrategie mit wirkungsvollen Maßnahmen zur Einschränkung des Maximalbodenverbrauchs von 2,5 ha pro Tag bis 2030, noch eine österreichweite Raumordnung. Das Resultat ist die im EU-Durchschnitt weitaus höchste Bodenversiegelung und ein Land, dessen zukünftige Versorgung durch die Landwirtschaft besorgniserregend ist. Nicht zur Debatte steht trotz des Klimanotstands das unantastbare Grundrecht auf Eigentum – auf Boden und was darauf passiert.
Die britische Künstlerin und Architektin Martha Summers ist im Jänner und Februar 2025 Artist in Residence von ORTE und arbeitet an einem Projekt, das versucht, die Geschichte der Medikalisierung des Geschlechts und die Formalisierung der Stadtplanung im Tandem zu betrachten, um zu sehen, ob Gemeinsamkeiten gefunden werden können.
ORTE stellt sich auch 2025 der Bodenfrage und so folgt nach dem Vortrag „Grundbesitz. Eine Selbstverständlichkeit?“ des Wirtschaftsphilosophen Niklas Angebauer die Fortsetzung mit dem Fokus auf die Wohnform Einfamilienhaus.
Kennen Sie das textile Erbe im Waldviertel? Überbleibsel gibt es davon genug. Diese zu finden, ist jedoch nicht so einfach. Die meisten sind etwas verborgen und in einem baufälligen bzw. ungenutzten Zustand. Die Ausstellung von Barbara Calas-Reiberger und David Calas, die im Zuge des Hans-Hollein-Projektstipendiums 2021 durch das BMKÖS ermöglicht wurde, widmet sich derartigen Gebäuden entlang der Waldviertler Textilstraße. Mit Modellen, Zeichnungen und Fotos wird dokumentiert, was übrig ist. Doch wie können diese Gebäude unterschiedlichster Größe belebt und vor dem Verfall gerettet werden? Am Beispiel der Textilfabrik Hirschbach werden Impulse sowie aktive Ideen gezeigt.
Ist die Forderung nach Baukultur schiefgelaufen? Statt nachhaltiger Siedlungsentwicklungen sieht man grassierende Leerstände in Stadt- oder Dorfzentren und flächenfressende Einfamilienhäuser, deren Zuwachs kein Ende nimmt. Zukunftsfähige Verkehrspolitik scheint ein Fremdwort zu sein, denn statt gut etabliertem Bus- wie Bahnverkehr mäandern mehr und mehr Straßen querfeldein, dominieren Parkplätze das Bild unserer Städte und Regionen und versiegeln die Böden. Alle sprechen von Klima- und Naturschutz, doch zeugt das Landschaftsbild sehr oft davon, dass den Worten kaum Taten folgen.
2024 führte eine erste (g)runderneuert-Exkursion durch das süd-östliche Niederösterreich, stellte wiederbelebte Areale wie Bauten vor und gab Einblick in alte Industriegebiete, wo vorbildliche Nachnutzungen bereits umgesetzt wurden. Diese Reihe wird 2025 fortgesetzt und führt ins Waldviertel, wo die Textilerzeugung auf eine 400jährige Geschichte zurückblickt und viele (ungenützte) Gebäude als Erbe hinterlässt.