Toni Wirthmüller (Maler, Fotograf), Deutschland
AIR: Juli, September 2007
Toni Wirthmüller hat während seines Atelieraufenthalts im Juli in Krems die Arbeit an einer Werkgruppe fortgesetzt, die als Projekt bereits Mitte der 90er-Jahre begann und sich als Work-in-Progress versteht. Die Arbeiten wurden bereits an verschiedenen Ausstellungsorten gezeigt.
Die Werkserie Location X – Ortsvernetzung stellt Raumbezüge zu realen Orten her und versucht, Erinnerungsräume zu schaffen, vor dem thematischen Hintergrund des Fließens, Fortgehens und der Transformation.
Ausgangspunkt ist eigenes Fotomaterial, das sich auf Außen-, bzw. Innenansichten von Orten / Städten bezieht, die an Flüssen liegen, die der Wasserweg verbindet:
vom Handels-, Informations- und Kommunikationsweg wird der Bogen geschlagen zum
Fluss als Metapher für Zeit, Veränderung, Vergänglichkeit, Wiederkehr.
Die Fotos werden nach digitaler Bearbeitung mit Hilfe der Siebdrucktechnik auf farblich verschieden grundierte Leinwände übertragen, auf Keilrahmen aufgespannt und in der „klassischen“ Form als Tafelbilder präsentiert. Dabei erhält jede Arbeit (Format:15 x 25 cm) durch die Tiefe des Rahmens einen Objektcharakter.
Entsprechend der Ausstellungssituation werden die Bilder jeweils neu an-, bzw.
zugeordnet. Sie lassen die unterschiedlichen fragmenthaften Einblicke in die von Menschen geschaffene Umwelt (Architektur, urbane Situationen, Maschinen, Interieur, etc.) miteinander korrespondieren und erstellen dabei eine Art Bestands-/ Moment-aufnahme von menschlicher Existenz.
Inhaltlich knüpfte Toni Wirthmüller an die oben skizzierte Thematik während seines Atelier-Aufenthaltes an, allerdings entwickelte er eine andere formale Umsetzung. Beim täglichen Gang in den Supermarkt fand er Verpackungskartons, die in etwa dem oben beschriebenen Maß der Leinwandbilder entsprachen. Bei den Erkundungstouren entstanden fortlaufend neue Fotoserien, aus denen der Künstler Motive auswählte, um sie per Computerbearbeitung mit einer Art Zufallsraster grafisch zu verfremden. Von den Ausdrucken wurden S/W-Kopien erstellt, mit denen Wirthmüller die Pappschachteln beklebte.
Anfangs galt sein Interesse dem Geschehen am Fluss und Situationen im direkten Umfeld des Atelierhauses (Kirche, Campus, Knast). Im weiteren Verlauf seiner Ortsbegehungen richtete er dann das Augenmerk mehr und mehr auf Un-Orte mit geringem Wiedererkennungsgrad. Durch die Arbeit mit den Kartons löste sich Wirthmüller vom vorgegeben Maß und so entstand an den Atelierwänden mit der Zeit ein Relief von verschieden großen Schachtelbildern.
Zeitgleich entstanden Bleistiftfrottagen von Wand- und Tischoberflächen, die er mit diesen Zeichnungen, die sich auf Meldungen und Pressefotos von Tageszeitungen bezogen, kombinierte.
Diese Wandinstallation ist derzeit in die Räumlichkeiten des ORTE-Büros den Besuchern zugänglich.