Mitglieder im Gespräch
Hier werden Mitglieder von ORTE zum Interview gebeten und vorgestellt.
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Warum bist Du, Dominik, Landschaftsarchitekt geworden? Bzw. ist das deine Berufsbezeichnung und wenn ja, warum? Warum nicht Landschaftsplaner oder Freiraumgestalter?
Landschaftsarchitektur hat mich interessiert, weil sie ökologische, kreative und technische Fragen integriert. Mich interessierte Kunst schon seit Teen-Zeiten, später dann aber auch das ökologische Bauen, Nachhaltigkeit und Kunst in der Landschaft. Landschaftsarchitektur ist für mich das Fach, das alle Spezialthemen unseres Metiers vereint. Da ich mich schon früh an deutscher Landschaftsarchitektur orientiert habe und in Deutschland der Begriff ganz klar ist, bin ich dann auch dabeigeblieben. In Österreich bzw. an der BOKU wird hier oft zwischen Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung unterschieden. Für mich ist es aber wichtiger, beides zusammenzuhalten und so gehe ich auch an die Projekte heran.
Wie kam es, dass du Landschaftsplanung studiert hast? Erinnerst du dich an den Impuls dazu?
Mit der Matura muss man sich entscheiden. Mich interessierten Kunst, Ökologie, Zeichnen bzw. Kunst im öffentlichen Raum oder Public Art besonders. Als ich das Curriculum des Studiums sah, wusste ich, dass es genau meine Interessen abdeckt. Beim ersten Besuch auf der BOKU wusste ich, das taugt mir da. Zeitgleich habe ich die Aufnahmeprüfung auf der Bildenden probiert. Ich hatte sogar Sorge, was ich mache, wenn ich da auch ausgewählt werde. Was aber eh nicht geschah.
Wenn du nicht Landschaftsarchitekt geworden wärst, wohin hätte dich deine Leidenschaft beruflich sonst geführt?
Die performative Kunst und das Schreiben haben es mir angetan. Vielleicht wäre ich sonst eher in diesen Bereich gegangen.
Gibt es eine Epoche oder eine Person, die dich inspiriert und die Anregungen für dich oder überhaupt für das heutige Planen & Gestalten bieten könnte?
Im Studium hat mich Prof. Werner Kvarda total motiviert. Ohne seine Inputs hätte ich sicher nach zwei Jahren aufgehört. Er ermöglichte mir, fachspezifische Dinge aus dem zweiten Abschnitt schon im ersten zu machen. Inspiriert haben mich im Studium neben den holländischen, besonders einige französische Landschaftsarchitekt:innen, unter anderen Bernard Lassus und Agence Ter. Als ich in Rotterdam bei West 8 auf Besuch war, wusste ich, dass ich auch Stadtplanung, Landschaftsdesign und Möbeldesign machen und nicht nur als Grünraumplaner begrünen will.
Welche Aufgaben beschäftigen dich derzeit beruflich?
Zuallererst natürlich die Geschäftsführung eines Büros mit 25 Mitarbeitenden. YEWO LANDSCAPES betreut derzeit Projekte in allen Größen, vom Park bis zur Fußgänger:innenzone. Und das noch dazu in ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Vorstand der OEGLA beschäftigt mich die Honorarrichtlinie.
Was würdest du - im Zusammenhang mit deinem beruflichen Umfeld - gerne ändern können?
Die Rolle der Landschaftsarchitektur hat seit meinem Start 2009 extrem an Wichtigkeit gewonnen. Die Wahrnehmung in der Gesellschaft verbesserte sich auch. Zu Beginn meines Studiums musste ich fast immer erklären, was ich mache. In Zukunft fände ich es wichtig, dass Landschaftsarchitekt:innen nicht nur in jeder Jury oder jedem Gestaltungsbeirat vertreten sind, sondern auch bei vielen den Vorsitz innehaben. Das würde den brennenden Themen der Gegenwart gerecht werden.
Zur regionalen Situation in Niederösterreich: Was sind die dringendsten Fragen, auf die die Architektur und Raumplanung in den nächsten Jahren wird Antworten liefern müssen? Und es gibt noch andere Fragen, die sich stellen: Welche Identität haben unsere Orte, wer oder was prägt diese?
Niederösterreich ist sehr vielseitig mit seiner großen Ausdehnung. Meines Erachtens sind Fragen der Mobilität in diesem Zusammenhang am wichtigsten. Auch die Rolle und die Bedeutung der Region sowie Fragen der Versorgung - wie die Nahversorgung, Gesundheitsversorgung, Bildungsversorgung - werden schlagend.
Welche Auswirkungen hat die Klimakrise unmittelbar auf dein Berufsfeld? Welche Herausforderungen sind mit ihr verbunden?
Besonders im urbanen Raum ist der Bedarf nach klimaresilienten Freiräumen sehr groß. Die Landschaftsarchitektur leistet hier immer wichtigere Beiträge zu einer lebenswerten Umgebung. Die Themen Entsiegelung, Management der Niederschlagsgewässer, Kühlung und Schatten sowie Lebensraum für Tiere und Insekten sind immer stärker in den Projekten präsent. Und das ist gut so.
Dominik Scheuch, ORTE-Mitglied, im schriftlichen Interview, November 2023.
Dominik Scheuch ist Gründer und Geschäftsführer des Wiener Landschaftsarchitekturbüros YEWO LANDSCAPES und Lehrender an der FH Campus Wien, früher an der BOKU Wien und TU Wien. Zu seinen Schwerpunkten gehören Stadtplanung, Klimaresilienz, Nachhaltigkeit, Nutzerfreundlichkeit und Inklusivität.
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