Mitglieder im Gespräch
Hier werden Mitglieder von ORTE zum Interview gebeten und vorgestellt.
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Wenn Sie nicht Architektin geworden wären, wohin hätte Sie Ihre Leidenschaft beruflich sonst geführt?
Hemma Fasch: Leidenschaften entwickeln sich oft zu dem, was nahe steht, und dabei spielt oft der Zufall die erste Geige...
Wie erleben Sie es im beruflichen Alltag, als erfolgreiche Frau in einem noch immer männerdominierten Berufsstand tätig zu sein?
Hemma Fasch: Es fällt mir bei Besprechungen auf, dass weibliche Teilnehmer:innen im Architekturumfeld eher selten sind. Ich bedaure das sehr – aber es gibt auch Grund zur Hoffnung. Gleichstellungsbedarf gibt es sicher und zwar an den Universitäten und in diversen Führungspositionen. Auf der Baustelle hingegen scheint man weniger Probleme mit Frauen zu haben.
Was wäre eine konkrete Bauaufgabe, die Sie dezidiert ablehnen würden, auch wenn die Rahmenbedingungen der Umsetzung stimmten?
Hemma Fasch: Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Jede Bauaufgabe, die in die Zukunft der Gesellschaft gerichtet ist, ist wichtig; jede Aufgabe, die zum Nachteil einer Gesellschaft wäre, würde ich ablehnen.
Gibt es für Sie eine Epoche oder eine Person in der Architekturgeschichte, die Sie inspiriert und die Anregungen für das heutige Bauen bieten könnte?
Hemma Fasch: Nicht eine, es gibt deren sehr viele: Ich habe bei Günter Domenig meine Diplomarbeit erarbeitet, war Assistentin bei Helmut Richter, und beide waren herausfordernde Persönlichkeiten. John Cage und Merce Cunningham sowie Man Ray sind wichtig; und natürlich Duchamps und Beuys - mich interessiert alles, was vorgefertigte Denkmuster stört.
Wie schätzen Sie die Dynamik und Qualität des heimischen Architekturschaffens im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ein?
Hemma Fasch: Man kann in Österreich auf sehr hohem Niveau diskutieren – und planen. Hoffentlich ermöglicht die angebotene Ausbildung an den Universitäten dieses Niveau auch weiterhin. Wobei man dazusagen kann, dass der Wohnbau durchaus noch Potenzial nach oben hätte. Und: ein unmissverständliches Bekenntnis zu qualitätsvoller Baukultur sollte durch die Politik ehestmöglich erfolgen.
Warum ist es so schwierig, für gute Architektur zu sensibilisieren, obwohl sich alle darauf Angesprochenen für Expert:innen auf diesem Gebiet halten? Oder anders gefragt: Warum klaffen Anspruch und Umsetzung im Bauwesen so weit auseinander, obwohl es eine conditio vitae ist, der sich niemand entziehen kann?
Hemma Fasch: Zum einen wird leider zu wenig (Allgemein-) Bildung auf dem Gebiet der Architektur in den Schulen vermittelt. Zum anderen werden Fragen zur Architektur leider noch immer von vielen Menschen als Themen des Geschmacks angesehen. Es ist eine politische Aufgabe, den Menschen ein entsprechend positives Umfeld "zuzumuten", ich gehe davon aus, dass sich das in Zukunft wieder durchsetzen wird. Auch ist zu hoffen, dass die Ansprüche an den Wohnbau wieder höher werden. Die Ansprüche an den Bildungsbau sind bereits hoch, was immer wieder positiv erwähnt werden darf!
Welche wichtige Frage zum Thema Architektur wurde Ihnen noch nie gestellt, auf die Sie jedoch eine spannende Antwort hätten?
Hemma Fasch: Die Antwort auf diese – noch nie gestellte – Frage wäre zu umfangreich und würde den Rahmen dieses Interviews hier sprengen! (lacht)
Hemma Fasch - fasch&fuchs.architekten, April 2018
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