Mitglieder im Gespräch
Hier werden Mitglieder von ORTE zum Interview gebeten und vorgestellt.
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Lieber Franz, du bist schon sehr lange als Mitglied bei ORTE dabei, das freut uns! Wie bist du auf ORTE aufmerksam geworden?
Ich bin 1993 von Wien nach Niederösterreich gezogen und war seinerzeit über jegliche Art von kulturellem Fortschritt in diesem Bundesland sehr froh. Ich habe damals die Gründung von ORTE miterlebt und die Idee von Anfang an unterstützt.
Hast du eine Idee, wie sich ORTE in baukulturellen Vermittlungsfragen in Niederösterreich einsetzen sollte; oder hast du einen heimlichen Wunsch, welche Themen du aktiv bei ORTE einbringen möchtest, in welche Richtung du ORTE anstupsen könntest?
Meine Hoffnung war, dass ORTE zu einer übergeordneten Instanz wird, an die man sich als Planer:in wenden kann, wenn bei der Behörde ein Projekt aus irrationalen Gründen wieder einmal auf Ablehnung stößt.
Wie kam es, dass du Architektur studiert hast? Erinnerst du dich an den Impuls dazu?
Mein Vater war Bautechniker und konnte gut zeichnen. Da ich dieselbe Gabe habe und mir schon immer sehr gerne meine Welt erfand, war mein Ziel klar. Auch wurde ich immer wieder nur bestärkt darin.
Wohin hätte dich deine berufliche Leidenschaft geführt, wenn du nicht Architekt geworden wärest?
Diese Frage hat sich nie gestellt.
Gibt es eine Epoche oder eine Person in der Architekturgeschichte, die dich inspiriert und die Anregungen für dich oder überhaupt das heutige Bauen bieten könnte?
Während meines Studiums bei Hans Hollein habe ich mich, sozusagen antithetisch, gerne mit Menschen wie Walter Segal beschäftigt, der in den 1970er Jahren großartige Selbstbauhäuser entwickelt hat. Auf‘s Notwenige reduzierte und damit leistbare Behausungen waren immer mein Thema. Heute ist das aktueller denn je.
Welche Aufgaben beschäftigen dich derzeit beruflich?
Nach einigen Jahren mit Projekten im Denkmalschutz, darunter die Erweiterung einer innerstädtischen Volksschule, arbeite ich momentan, wie ich es gerne mag, an sehr unterschiedlichen Privatprojekten. - Wie immer mit dem Anspruch, prototypische Lösungen zu finden.
Was würdest du - im Zusammenhang mit deinem beruflichen Umfeld - gerne ändern können?
Ich wünsche mir sehr viel kürzere Baubewilligungsverfahren.
Zur regionalen Situation in Niederösterreich: Was sind die dringendsten Fragen, auf die die Architektur und Raumplanung in den nächsten Jahren wird Antworten liefern müssen?
Die Bürgermeister:innen sollten so rasch wie möglich von ihrer Verantwortung als Baubehörde entbunden werden. Stattdessen sollten, besonders um der Zersiedelung entgegen zu wirken, übergeordnete und unabhängige Gremien unpopuläre Maßnahmen wie reduzierte Parzellengrößen und dichteres Bauen durchsetzen können.
Und es gibt noch andere Fragen, die sich stellen: Welche Identität haben unsere Orte, wer oder was prägt diese?
Die Identitäten unserer Orte sind immer geprägt von ihrer Lage, ihrer Topografie, ihren klimatischen Umständen und dem mehr oder weniger klugen Umgang der Menschheit und ihrer Politik damit. Insofern ist Architekturvermittlung wie sie ORTE macht so wichtig.
Wo sind die gebauten Zeugen unterschiedlicher Epochen, mit ihren typischen und unverwechselbaren Eigenheiten, die mit den Orten und ihren Bewohner:innen verbunden sind?
Gerade in unserem über lange Zeit verschlafenen und darum vom übertriebenen Tourismus verschont gebliebenen Bundesland ist einiges an Authentischem erhalten geblieben, was sich jetzt als großes Kapital erweist.
Welche Auswirkungen hat die Klimakrise unmittelbar auf das Baugeschehen, was bedeutet sie für Architektur und Baukultur?
Die gegenwärtigen Konfliktherde und Kriege in Europa und die daraus resultierende Energieknappheit haben die Bereitschaft, energieeffizienter zu bauen, beschleunigt. Dieser längst notwendige Trend muss aber leistbar bleiben. Ressourcen schonend Bauen manifestiert sich für mich aber nicht nur in der Energiekennzahl, sondern auch in Bescheidenheit.
Franz Schartner, ORTE-Mitglied, im schriftlichen Interview, Februar 2024.
Franz Schartner ist Meisterschüler von Hans Hollein und war einer der ersten, die in NÖ begannen, rein in Holz zu konstruieren. Auch hat er das erste modulare, transportable Wohnhaus – das Rolling Home - in Niederösterreich errichtet. Minimal Housing, Leistbarkeit, Umweltverträglichkeit & gesellschaftliche Verantwortung lauten seine Maximen.
Hier werden Mitglieder von ORTE zum Interview gebeten und vorgestellt.
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