Ein Riese erwacht: Der Wehrturm in Leiben
Sanierung und Belebung eines Monuments
ORTE vor Ort - BauvisiteAufgrund beschränkter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung unter office@orte-noe.at erforderlich.
In der Reihe ORTE vor Ort werden herausragende Beispiele des Planens und Bauens in Niederösterreich vorgestellt.
Architektur: Ernst Pfaffeneder
Fertigstellung: 2023
Der Wiener Architekt Ernst Pfaffeneder setzt sich in seiner Arbeit immer wieder mit dem Bauen im historischen Kontext auseinander. Dabei trifft er auf besondere Charaktere und Typologien. Es gilt, die vorhandenen Strukturen und Materialien frei zu legen und sie behutsam mit zeitgemäßen architektonischen Eingriffen zu ergänzen. Diesmal: Typus Turm.
Ernst Paffeneder führt gemeinsam mit den Bauherren durch die Räume. Ab 13:00 Uhr führt Historiker Martin Bauer durch das Schloss Leiben, das etwa 100 Meter vom Wehrturm entfernt liegt.
Westlich des Schlosses Leiben erhebt sich auf einer Anhöhe ein wuchtiger Batterieturm aus dem frühen 15. Jahrhundert, als Gesamtanlage errichtet am südlichen Rand des Böhmischen Massivs, im niederösterreichischen Waldviertel mit seinen prägnanten Granit- und Gneisvorkommen gelegen. Der heute im Privatbesitz stehende, denkmalgeschützte Turm wurde in den 70er Jahren in eine mehrgeschossige Wohnung umgebaut und durch einen Anbau und neuer Eingangsrampe mit Garage, Nebenräumen und einer darüber liegenden Terrasse ergänzt.
Der hufeisenförmige Turm tritt als massiver, aus Feldsteinen errichteter Wehrbau mit etwa zwei Metern dicken Außenmauern und einem leichten, mit Holzschindeln gedeckten Zeltdach in Erscheinung. Die Öffnungen sind der ursprünglichen Nutzung geschuldet spärlich verteilt, nur an der schmalen Ostseite zum Schloss hin finden sich mehrere Fenster- und Türöffnungen sowie die charakteristischen Kreuzscharten. Über dem Kellergeschoss erhebt sich ein Kreuzgewölbe mit Stukkaturen, über der Halle liegt das Turmgeschoss mit seinem Rundumblick in die bewaldete Umgebung.
Der Einbau fragiler hölzerner Tramdecken mit Treppen und leichten Holzriegelwänden ermöglicht fünf nutzbare Ebenen für zwei Wohneinheiten, wobei durch Geschoss übergreifende Lufträume die turmhafte Figur erfahrbar wird. Dabei werden Bestand und Eingriff als Gegensatz lesbar und legen den charakteristischen Typus in seiner Materialität frei. Raue Steinsichtigkeit und neue, leichte Oberflächen treffen in sorgfältiger Weise aufeinander, Schwere und Leichtigkeit werden als räumliches Spannungsfeld über das wertvolle Licht vereinzelter, perforierender Wandöffnungen wahrnehmbar.
Die Spuren der Jahrhunderte werden lesbar, entfernte Farbschichten geben frühe Rötelzeichnungen und Schriftnotizen frei, Feldsteine zeigen sich unverputzt und rustikal.
Heute wird der Turm Gästen für temporäres Wohnen zugänglich gemacht, friedlich und geschützt in einzigartiger Landschaft: eine Erzählung der Generationen.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, die Anreise erfolgt in Eigenregie.
Eine Anmeldung ist erforderlich unter office@orte-noe.at
Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden.