landscapes
Maria Theresia Litschauer
Ausstellunglandscapes_ [land durchgestrichen scapes underscore] ist eine Untersuchung globaler Transformationen im ländlichen Raum, ein Sample regionaler Strukturveränderungen exemplifiziert am wirtschaftlich immer schon rückständigen und damit sozial prekären Gebiet des Waldviertels, dessen Topographie zunehmend durch den Verschiebungsprozeß vom Ruralen zum Suburbanen gekennzeichnet ist.
Die Diffusion der Stadt ins Umland hat den genetischen Code der Stadt aus der Stadt heraus in Gebiete mit geringerer Dichte verlagert: Urbanität ist zu einer potentiellen Eigenschaft aller Orte geworden. (Stefano Boeri).
Die strukturelle Symptomatik dieser Urbanisierung, nicht Urbanität, des ländlichen Raumes, deren Komplexität mit dem Vokabular dialektischer Differenzierung - Stadt/Land - nicht mehr gefaßt werden kann, ist das Sujet, das in diesem künstlerischen Projekt visualisiert wird.
Der zitierte Topos der Landschaft wird suspendiert, indem er neu geschrieben wird:land durchgestrichen verweist auf den obsolet gewordenen Begriff des Landes im Gegensatz zur Stadt; das eigenschaftslose scapes, erweitert um das reine Graphem ''underscore'', - das ein Intervall markiert, das Elemente voneinander trennt und gleichzeitig verbindet - , gibt die Möglichkeit von Verknüpfungen, die immer neue Kontexte eröffnen und die Identität des Ruralen als in Verschiebung befindliche zeigen. Diese Schreibweise führt die Bewegung des Bedeutens vor, die sich als Raum-Werden der Zeit oder als Zeit-Werden des Raumes vollzieht.
landscapes_routes, _malls, _homes, _fun, _power plants, _dumps
zeigt Assemblagen fotografischer Bilder, die auf die veränderten räumlichen Fakten der Hybridisierung des Landes referieren. Keine Dokumentation, sondern der Versuch, mehrere Blickwinkel zu verknüpfen, werden die Bilder in Juxtaposition zu drei Text-blöcken gesetzt, die Gesetzestexte und politische Leitlinien für die Raumordnung und Bauordung zitieren; Zahlen und Fakten der Statistik zu den in den sechs Untertiteln genannten Bereichen erweitern das Referenzfeld von Bild und Text und ermöglichen eine vielfältige Lektüre.