Die Ausstellung der jungen französischen Planerin Inès Lisser, die im Rahmen des Artists in Residence-Programm Niederösterreich in Krems zu Gast ist, spiegelt die vielfältigen Gegebenheiten rund um das Thema „Leerstand in der Innenstadt“ wider.
Als ausgebildete und in Paris tätige Architektin, die sich für die aktuellen Herausforderungen in der (Re-)Aktivierung von städtischen Erdgeschoßzonen interessiert, hat Inès Lisser das Thema in der UNESCO Welterbe-Stadt Krems von der Basis aus betrachtet. Ihre Auseinandersetzung mit dieser zentralen, viele Städte betreffenden Problematik konzentriert sich auf die Begegnung mit Bewohner:innen und lokalen Akteur:innen von Krems, um den Leerstand rund um die Obere und Untere Landstraße von innen heraus zu begreifen. Anstatt eine streng wissenschaftsbasierte Innenstadtstudie zu erstellen, zeichnet Inès Lisser mittels einer Umfrage vor Ort ein sensibles Portrait dieser komplexen Thematik. Ihr Anliegen ist es, die Bevölkerung sowie die Verantwortlichen in der Stadt für leerstehende Erdgeschoßzonen im Bereich der Kremser Einkaufsstraße zu sensibilisieren, um zwischen ihnen allen in einer niederschwelligen Sprache eine Debatte in Gang zu setzen. Ihre Befragungen sind fachlich fundiert und dennoch subjektiv. Sie strebt weder nach Vollständigkeit noch nach der Formulierung einer „résolution miracle“, einer „Wunderlösung“, sondern vielmehr nach der Verknüpfung von recherchiertem Material, das aus unterschiedlichen Elementen besteht. Inès Lissers Arbeit ist eine Reflexion über die Rolle der Architekt:innen als Vermittler:innen vor Ort, bevor sie zu Gestalter:innen werden. Das erfordert die Konzentration auf die Frage, wie Leerstand in Erdgeschoßzonen reaktiviert werden kann, was heißt: Bevor sich die Frage nach dem "zu füllenden" Raum stellt, steht zunächst die Intention der Nutzer:innen wie Eigentümer:innen im Fokus, aber auch Faktoren wie Zeiträume, zu berücksichtigende Vorschriften und die Stadtentwicklung selbst sind wesentliche Indikatoren. Inès Lisser strebt kein Lamento über den Leerstand an, vielmehr sucht sie mit den Menschen der Stadt nach einer Mobilisierung, die zu einer Neubelebung der leerstehenden Räume im Herzen von Krems führen kann. ORTE präsentiert mit dieser Ausstellung den Versuch einer Architektin der jungen Generation, die den internationalen Blick von außen auf Krems wirft, zur Entmystifizierung der Leerstandsfrage im Stadtkern am Beispiel Krems.
Inès Lisser, Jahrgang 1995, hat an der ENSA Paris Malaquais und an der Universität der Künste in Berlin Architektur studiert. Als Planerin war sie u. a. bei Holzer Kobler Architekturen, Baumschlager Eberle Architekten und CoBe Architecture et Paysage tätig. Inès Lisser arbeitet bewusst interdisziplinär, also von der künstlerischen Objektgestaltung über Bühnenbild und Ausstellungsarchitektur bis hin zur Planung von verschiedenen Bautypologien sowie in der Quartiersentwicklung und Stadtplanung. Aber auch als Baukulturvermittlerin war sie bereits im Pavillon de l’Arsenal in Paris aktiv.
Die Ausstellung der jungen französischen Planerin Inès Lisser, die im Rahmen des Artists in Residence-Programm Niederösterreich in Krems zu Gast ist, spiegelt die vielfältigen Gegebenheiten rund um das Thema „Leerstand in der Innenstadt“ wider.
Für das AIR-Programm wurden an der Kunstmeile Krems, an der auch das ORTE-Büro angesiedelt ist, im Dachgeschoß einer ehemaligen Teppichfabrik nach Plänen des damaligen ORTE-Vorstands Architekt Franz Sam fünf Atelierwohnungen errichtet. Sie dienen seit dem Jahr 2000 ausländischen Stipendiat:innen aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Architektur und Musik als temporäre Wohn- und Arbeitsstätten und ermöglichen einen internationalen wie auch interdisziplinären Austausch von Kunst- und Kulturschaffenden.
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