In der Reihe ORTE vor Ort besuchen wir im Rahmen der Architekturtage 2021/2022 zum Thema "Leben Lernen Raum" den Turnsaal und Musikverein in Kirchberg am Wagram. Der Architekt Laurenz Vogel wird über den Entwurfs- und Bauprozess erzählen, weiters wird Vizebürgermeister Erwin Mantler aus Sicht der Bauherren berichten. Im Anschluss an die Bauvisite können Interessierte die Ausstellung "Boden für Alle" des Az W besichtigen, die die Gemeinde Kirchberg am Wagram im Gemeindeamt zeigt.
Architektur:Laurenz Vogel Architekten Bauart: Neubau Fertigstellung: Herbst 2021 Nachhaltigkeit: Anschluss an Fernwärme, Tiefenbohrung, Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung Auszeichnungen: klimaaktiv Gold
Mit dem Turnsaal und Musikverein in Kirchberg am Wagram werden zwei unterschiedliche Typologien in einem Gebäude vereint. Die Eigenständigkeit der Funktionen kommt dabei dennoch nicht zu kurz.
Der Neubau befindet sich an dem Standort, an dem schon der alte Turnsaal der angrenzenden Neuen Mittelschule gestanden hat. Das dreigeschossige Gebäude beherbergt den neuen Turnsaal, einen Aufenthaltsraum für die schulische Nachmittagsbetreuung und den Musikverein mit Musiksaal, Probe- und Aufenthaltsräumen. Ein zweigeschossiges Stiegenhaus verbindet den Neubau mit dem Altbestand (NMS). Trotz der unterschiedlichen Nutzungen und den damit einhergehenden baulichen Anforderungen entstand ein Gebäude wie aus einem Guss. Jede Funktion bleibt für sich unabhängig – was bereits von außen durch das Fassadenbild und getrennte Eingänge deutlich wird –, und doch sorgen ausgeklügelte Raumelemente und -konfigurationen für Begegnung und Synergien.
Die Schulfunktionen (Turnen und Nachmittagsbetreuung) sind im Unter- und Erdgeschoß untergebracht. Der Turnsaal ist zu rund zwei Dritteln in die Erde versetzt, was der zulässigen Gebäudehöhe und Gesamtgröße des Gebäudes geschuldet ist. Der Zugang zum Turnsaal erfolgt vom Sportplatz aus über eine großzügige Treppe oder von innen über das Stiegenhaus. Eine Glasfläche über die gesamte Länge des Turnsaals ermöglicht den Blick nach draußen auf den Sportplatz und schafft zugleich einen licht- und luftdurchfluteten Bewegungsraum. Ebenfalls im Untergeschoss sind Garderoben und Sanitärräume sowie ein Stauraum für Sportgeräte und -equipment angeordnet. Die Räume für die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder befinden sich im Erdgeschoß. Ein großzügiges Fenster in den Turnsaal auf der einen Seite und eines zur Allee auf der anderen Seite ermöglichen den Blick ins Freie, in den Turnsaal hinein und über dessen Lichtband durch das Gebäude hindurch.
Die Räume des Musikvereins liegen im Erd- und Obergeschoß. Der Weg hinein führt über einen öffentlichen Vorplatz, der bereits vorhanden war und bei der Gebäudeplanung berücksichtigt und erhalten wurde. Die Lattenstruktur der Fassade wird an den Innenwänden des Musiksaals weitergeführt. Hinter ihr verbirgt sich ein Akustikvlies, das für eine bestmögliche Akustik sorgt. Überspannt wird der Musiksaal außerdem von einer Kassettendecke, in die ebenfalls Akustikplatten integriert wurden.
Die weiteren Räume des Musikvereins sind im Obergeschoß um ein zentrales Atrium angeordnet. Über eine großzügige Fensterfläche mit Sitzgelegenheit fällt der Blick von hier oben hinunter in den Musiksaal. Möglich ist das außerdem von einer Galerie, die ebenfalls über das Obergeschoß begehbar ist und die über ein rückseitiges Fenster auch die Aussicht auf die Allee ermöglicht.
Die Fassade ist mit Holzlamellen verkleidet, die je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall für ein anderes Erscheinungsbild sorgen. Die unterschiedlich dichte Anordnung der Latten greift die verschiedenen Funktionen im Gebäude auf und gibt zudem einen Hinweis auf die Nutzung der dahinterliegenden Räume. Darüber hinaus dienen die Holzlamellen zur Beschattung. Eine (sommerliche) Überhitzung des Gebäudes wird unter anderem dadurch verhindert und stattdessen ein Raumklima geschaffen, das den Bedürfnissen und dem Wohlbefinden der unterschiedlichen Nutzer:innen gleichermaßen Rechnung trägt.
Die Teilnahme an der Bauvisite ist kostenfrei, die Anreise erfolgt in Eigenregie. Der Beginn der Veranstaltung ist so gelegt, dass das Besichtigungsobjekt mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreicht werden kann. Bitte beachten Sie die aktuellen COVID-19 Maßnahmen.
Träger der Architekturtage ist der Verein Architekturtage – eine gemeinsame Initiative der Kammern der Ziviltechniker:innen und der Architekturstiftung Österreich. Die Detailprogramme in den Bundesländern werden – in Absprache mit den Länderkammern – von den regionalen Architekturhäusern kuratiert und organisiert. ORTE hatSibylle Bader/Wanderklasseeingeladen, das Programm für Niederösterreich mitzugestalten.
Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden.
Die Architekturtage präsentieren sich seit Juni 2021 in neuer und erweiterter Form. Österreichs größte Publikumsveranstaltung für Architekturgeschehen und Baukultur regt aufgrund der Corona-Pandemie mit dem ganzjährigen thematischen Fokus "Architektur und Bildung: Leben Lernen Raum" den Dialog über Architektur und benachbarte Disziplinen an und gibt spannende Einblicke in deren Möglichkeiten.
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