Wie geht’s, Alter?
Gemeinsam Räume für die Zukunft schaffen
AusstellungseröffnungEndlich kommt die erfolgreiche Eigenproduktion des afo architekturforum oberösterreich nach Niederösterreich. Sie widmet sich dem Themenkomplex des Älterwerdens im Kontext der gebauten Umwelt.
Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Eine Wohnung oder ein Haus bietet Schutz, Geborgenheit und Sicherheit. Eingebettet in den sozialen Raum der Nachbarschaft, des Quartiers, eines Stadtteils oder Dorfes, beeinflussen Faktoren wie sozialer Status, kultureller Hintergrund, Finanzierbarkeit und Einkommen die Wohnsituation maßgeblich. Die selbstbestimmte Gestaltung des Wohnens ist wesentlicher Aspekt im Leben eines jeden Menschen und auch Ausdruck der Identität. Das Gefühl des „Zu-Hause-Seins“ ist in jedem Alter wichtig und gewinnt im Herbst des Lebens einmal mehr an Bedeutung. Wie wollen und können wir in Zukunft wohnen – vielleicht auch abseits von Gewohntem? Angesichts der demografischen Entwicklung in Österreich und des globalen Trends der Bevölkerungsalterung wird deutlich, dass unser derzeitiges Vorsorgesystem an seine Grenzen stößt. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung stellt eine Herausforderung für das staatliche Transfersystem dar. Ein Paradigmenwechsel hin zu einem selbstbestimmten und sozial eingebundenen Leben ist erforderlich.
Alte-Leute-Siedlung
Heute stehen wir, bedingt durch die demografische Entwicklungen, vor ähnlichen Herausforderungen wie in der Nachkriegszeit. In den 1950er Jahren entwickelte die Stadt Wien eine neue Wohnform für ältere Menschen: Sie integrierte Bungalow-Siedlungen in mehr als 30 Gemeindebauten. Diese „Alte-Leute-Siedlungen“ sollten eine Lösung für die Probleme der überalterten Nachkriegs-Gesellschaft bieten. Das Konzept, ältere Menschen in bestehende soziale Gefüge einzubinden, ist also nicht neu – doch wie sehen heute moderne Beispiele für solche Lösungen aus?
45 Good Pratice Beispiele zum Mitnehmen
Ob durch äußere Umstände oder altersbedingte Veränderungen: Anpassungen der Wohnsituation werden in Österreich häufig erst im letzten Moment und unter Druck angegangen. Unsere Wohnvorstellungen sind stark geprägt vom Ideal der Kernfamilie. Dabei gibt es längst alternative Wohnformen, die neue Wege des Zusammenlebens aufzeigen, jedoch bisher kaum Verbreitung gefunden haben und daher für die meisten auch nicht vorstellbar sind.
Die Ausstellung präsentiert österreichweite und internationale Projekte, die genau hier ansetzen. Die Sammlung von 45 Karten zum Mitnehmen sollen nicht nur interessierte Bürger:innen thematisch abholen, sondern Gemeinden, Bauträger und Projektentwickler:innen innovative Konzepte näher bringen und zum notwendigen Umdenken anstiften.
Selbstbestimmt leben und wohnen
Der Prozess des Alterns lässt sich nicht aufhalten – und auch das Altern verläuft individuell sehr unterschiedlich. Dennoch ist der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben und Wohnen im Alter bei den meisten Menschen präsent.
Die Politik setzt zwar zunehmend auf mobile statt auf stationäre Pflege, doch dieser Ansatz greift zu kurz. Um die Pflegefinanzierung nachhaltig zu entlasten, braucht es Maßnahmen, die Selbstbestimmung im Alter gezielter unterstützen. Weniger Bürokratie, flexiblere Leistungen und echte Wahlfreiheit – sowohl bei der Pflege als auch bei der Wohnform – sind dabei entscheidend.
Bauen – innovativ aber leistbar?
Wohnbauträger setzen häufig auf konventionelle Neubauten, da diese den bestehenden Förderbedingungen entsprechen und sich an Gewohntem und Eingeübten orientieren. Mit dem großen Nachteil: Wo überbordende Standards und gleichzeitig Kostenoptimierung verlangt werden, bleibt kaum Raum für Experimente. Alternative Wohnmodelle fristen daher ein Nischendasein. Dabei wäre ein Kurswechsel in der Förderpolitik, im Pflegesystem, in der Baupraxis dringend erforderlich. Um innovative Konzepte mit Vorbildcharakter in die Breite zu bringen, braucht es Reformen in Politik und Verwaltung – und das möglichst rasch.
Gesunde Ortskerne, Mobilität und altersgerechte Gestaltung öffentlicher Räume
Die Verödung vieler Ortskerne ist kein Naturgesetz. „Wir brauchen das 5-Minuten Dorf “, argumentiert Franz Koppelstätter, ehem. Leiter des afo architekturforum oberösterreich: Alles Wesentliche – Naherholung, Kultur, Ärzte, Geschäfte, öffentlicher Verkehr, barrierefrei gestaltete Plätze – muss fußläufig erreichbar sein. Das sichert Selbstständigkeit im Alter, besonders auf dem Land, und stärkt zugleich das soziale Gefüge.
Viele Projekte zur Stärkung von Zentren scheitern an veralteten Denkmustern. Dabei könnte die Umnutzung leerstehender Bausubstanz Kosten senken und sofort Wirkung zeigen: Wenn ältere Bewohner:innen in belebte Ortskerne zurückkehren, bringen sie Erfahrung, Kaufkraft und Gemeinschaftssinn mit – ein Gewinn für alle Generationen.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird unter office@orte-noe.at gebeten.
Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden.