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Ein Handbuch zur Siedlungskultur in Niederösterreich
Die generellen Ziele für nachhaltige Wohnbaukonzepte: weniger Baulandverbrauch, sparsamer ausgelegte Infrastruktur und zwanglose nachbarschaftliche Siedlungsmuster stehen unter den meisten Fachleuten außer Streit. Schwierigkeiten bereitet eher die allgemeine Akzeptanz der Konsequenzen bei potenziellen BewohnerInnen, da Wünsche und Einsicht nicht zusammenkommen. Aufklärung tut daher not. Allerdings lassen sich in wenig bis unbekannten Terrain kaum die richtigen Kultivierungsschritte entwickeln. Nach den anregenden Impulsen des von ORTE im Jahr 2000 initiierten und organisierten Symposiums über Wohnbau stellte sich daher die Frage nach dem Stand der diesbezüglichen Verhältnisse in Niederösterreich. Um in dieser Hinsicht nicht zu dilettieren, wurde die Ausgangsbasis eines wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisstandes angestrebt. Mit wichtiger Unterstützung des Landes ging das Team unter der Leitung von Dr. Sabine Pollak diese Aufgabe äußerst sorgfältig an. Der nicht bloß in planerischer Hinsicht, sondern auch volkskundlich sensible Ansatz destilliert neben Siedlungs- und Wohnhaustypologien ebenso Strukturelemente und Details verdichteten Wohnens aus dem umfangreichen Material vorhandener Anlagen. Die Qualitäten historischer und jüngerer Beispiele zeigen denn auch, wie das Wohnen im 20. Jahrhundert zunehmend kultiviert wurde, und durchaus weiterhin werden kann. Dabei spielen das „Einwohnen“ und der Umgang mit veränderten Prämissen keine geringe Rolle.
Das Forschungsresultat beweist, dass neben sehr vielen städtebaulich, architektonisch und sozial nachdenklich stimmenden Beispielen im vielgestaltigen Niederösterreich auch zu diesem Thema ein unerwarteter Reichtum existiert; dass es eine vielfältige historische Erbschaft zu entdecken gilt, die heutigen PlanerInnen größerer Wohnanlagen mehrheitlich unbekannt ist, die sogar oft verkannt und deren Qualitäten bei „Erneuerungen“ leider nicht selten gefährdet sind. Für Neuplanungen muss daher ein Lernen von gut funktionierenden Anlagen der Vergangenheit erst ermöglicht werden, indem sie uns zur Kenntnis gebracht werden. Für diese Aufgabe eignet sich die nun vorliegende Wohnbauforschungsstudie bestens. Sie bietet zudem Antrieb zu architektonischem Ehrgeiz, der über das Befriedigen plattester Bedürfnisse hinausgreift. Die planenden ArchitektInnen sollten jedoch auf eigene Anschauungen nicht verzichten. Dazu vermag sie dieses „Handbuch der Siedlungskultur“ sachkundig anzuleiten.
Walter Zschokke
Herausgeber: Amt der NÖ Landesregierung, F2-A,B Wohnbauförderung / Wohnbauforschung
Inhalt und Konzept: Sabine Pollak, Edeltraud Haselsteiner, Roland Tusch und Walter Zschokke (ORTE)
225 Seiten, deutsch
Schriftenreihe der NÖ Wohnbauforschung, 2002
Diese Publikation ist vergriffen, jedoch in der Walter Zschokke Bibliothek in Krems einsehbar.
ISBN 3-901967-15-X