Baku (Aserbaidschan)
Der 1991 in Ganja (Aserbaidschan) geborene Fotograf und Herausgeber Ilkin Huseynov lebt momentan in Baku, der Landeshauptstadt Aserbaidschans. Er studierte zunächst zwei Jahre an der Taxes A&M Univerity in Corpus Christi, USA, machte 2012 seinen Abschluss an der Film- und TV Abteilung der Akademie der Darstellenden Künste in Prag sowie 2014 an der Schule für Fotografie EFTI in Madrid.
In seinen bisherigen Arbeiteten beschäftigte er sich vorwiegend mit sozialen Themen im gegenwärtigen Aserbaidschan. Sein erstes Projekt, sein Buch MUHIT, gewann 2013 mehrere Preise, unter anderem die London Photography, den Invisible Photographer Asia Award und den PowerHouse Books Wettbewerb. 2014 war Huseynov Mitbegründer von Riot Books, einem unabhängigen Verlag, spezialisiert auf handgemachte Kunstbücher in limitierter Auflage. Hier wurde MUHIT, sein erster Fotoband, herausgegeben. Seine Arbeit „Remember the Colors“ konnte Huseynov dank der finanziellen Unterstützung seitens der Open Society Foundations umsetzen. 2017 beschäftigte er sich mit der Erstellung fotografischer Stadtlandschaften Bakus, die das sich rasant verändernde Erscheinungsbild dieser Stadt in Porträtform festhalten. Sie wurden unter dem Titel „We apologize for the inconvenience“ von Rally In The Streets, einem ebenfalls von ihm gegründeten Verlag, in Buchform herausgegeben. Zwischen 2009 und 2017 präsentierte er seine Arbeiten in zahlreichen internationalen Ausstellungen, unter anderem in Georgien, der Türkei, Holland, England, Spanien, Österreich, Belgien, Indien, Griechenland und Italien. 2013 bis 2015 unterrichtete er in Fotografie Workshops in Georgien, Frankreich und Portugal.
Mit „We Apologize for the Temporary Inconvenience“ war Huseynov einer der Preisträger des YOUNG PHOTOGRAPHERS AWARD 2018, dessen zentrales Thema der Einfluss des Menschen auf seinen Lebensraum war, und bei dem ein progressiver und innovativer Zugang zur Fotografie angestrebt wurde. Die Arbeiten wurden in der Ausstellung „Human Impact on Landscape and Living Spaces“ in der FINE ART Galerie Traismauer im Herbst 2018 präsentiert. Der Blick junger FotografInnen befasste sich mit aktuellen Fragestellungen der Schönheit oder auch Deformierung ihres Landes, ihrer unmittelbaren Umgebung. Wie und wo wird dort gewohnt, gearbeitet, gelernt, produziert, eingekauft und die Freizeit verbracht? Welche Orte wurden dafür geschaffen und wie verkehrt man zwischen diesen? Wie verändern sich das Dorf, die Stadt, die Region, die Landschaft? Welche Qualitäten oder Defizite der gebauten und gestalteten Umwelt sind erkennbar? Welche Räume werden künftigen Generationen hinterlassen?
Huseynov thematisierte hierbei soziale Fragen des modernen Baku, der größten Stadt der Kaukasus Region. Über Collagen transportierte er die sehr eigenwillige Ästhetik der postsowjetischen, massiv gewachsenen Stadt, in der alte Gebäude heute schnell dem Erdboden gleichgemacht werden, in der unkontrolliert gebaut wird. Er ließ dabei anklingen, wie Baku zu einer einzigen Baustelle verkommen ist und gleichzeitig Plakate die „perfekte Stadt der Zukunft“ postulieren. Diese Werbebanner, die innerhalb kürzester Zeit den historischen Kern der Stadt - den besonnenere Stimmen als Kulturerbe geschützt wissen wollten -, derart konsequent umgaben, dass sie schlussendlich das tatsächliche Antlitz der Altstadt verdrängten, beschworen in Bildern niedriger Qualität fetischartig sowohl Sehenswürdigkeiten als auch utopische Landschaften herauf, die dereinst entstehen sollen als von der Regierung verantwortete Projekte, deren Fertigstellungsdatum jedoch niemandem bekannt zu sein scheint. Huseynovs Fotografien zeugen von diesem Verfall und der wüsten Transformation hinter einer vordergründig imposanten Erscheinung, so dass er resümieren mag: „Nichts ist dauerhafter als das Temporäre.“
Während seiner AIR Residency will Huseynov - erneut entsprechend dem Thema HUMAN IMPACT ON LANDSCAPE AND LIVING SPACES - diesen Bildern Fotografien gegenüberstellen, die in Krems und/oder im Donauraum entstehen und eine fotografische Auseinandersetzung mit räumlichen Phänomenen unserer Zeit in der Region zwischen St. Pölten und der Donau sein sollen, um sie am Ende in Form einer beide Bildserien umfassenden Ausstellung in diskursiven Bezug zu besagten Fotos aus der Herkunftsregion zu bringen.
Website von Ilkin Huseynov - Verlag Rally In The Streets
ORTE ist Projektpartner des „Artist in Residence“-Programms des Landes Niederösterreich. Seither haben sich zahlreiche internationale Architekt:innen, Landschaftsplaner:innen, Fachautor:innen und Kunstschaffende in Krems mit Baukultur beschäftigt.
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