Eigentum Eigenheim
Vortrag von Hanna Maria Schlösser (Deutschland)
Vortrag und DiskussionORTE stellt sich auch 2025 der Bodenfrage und so folgt nach dem Vortrag „Grundbesitz. Eine Selbstverständlichkeit?“ des Wirtschaftsphilosophen Niklas Angebauer die Fortsetzung mit dem Fokus auf die Wohnform Einfamilienhaus:
Trotz der in den Medien oftmals genannten Zahl von 11 Fußballfeldern, die pro Tag in Österreich versiegelt werden, ist das Einfamilienhaus der ungebrochene Wunsch von sechs Millionen Österreicher:innen. Die negativen Auswirkungen auf das Klima, den Boden, die Artenvielfalt, die Mobilität und Gemeinkosten sind weiterhin ein blinder Fleck in diesem Traumbild. Im Fachdiskurs ist seit langem klar, dass das Einfamilienhaus die kostenintensivste und auch umweltschädlichste Wohnform ist, die wir alle bezahlen, – ob wir im Einfamilienhaus wohnen oder nicht. Unsere Landschaft ist längst eine der Zersiedelung, der Straßen, des Leerstands in den Ortschaften und der Fachmarktzentren zwischen den Äckern. Würden wir die untergenutzte Fläche der Einfamilienhäuser nutzen, müssten wir nicht mehr neu bauen und weiter versiegeln.
ORTE hat die Architektin und Wissenschafterin Hanna Maria Schlösser eingeladen, über Probleme und Potentiale von Einfamilienhäusern zu sprechen und zu verdeutlichen, welche Herausforderungen uns bei der Umwandlung des Bestehenden ins Haus stehen. Denn die Idee der eigenen vier Wände ist, wie sie meint, „tief in den Köpfen verankert. So träumten im Jahr 2021 zwei Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung vom Leben im Eigenheim mit Garten, in Österreich verhält es sich ähnlich. Doch kristallisieren und konzentrieren sich an dieser Wohnform auch soziale, ökologische und architektonisch-planerische Krisen der Gegenwart wie Zersiedelung, Unternutzung, Vereinsamung etc. Nüchtern betrachtet scheint der Fall klar: Im Hinblick auf eine sozial-ökologische Transformation muss auf die Neuerrichtung der ‚kostenintensivsten und umweltschädlichsten Wohnform‘ verzichtet werden. Bestehende Häuser und Gebiete sollten sorgsam umgewandelt werden, um mehr Bewohner:nnen dauerhaft Platz zu bieten und Raumqualitäten über die private Nutzung hinaus anzubieten. Doch wie können wir jetzige und zukünftige Bewohner:innen davon überzeugen?“
Hanna Maria Schlösser leitet mit ihrem Büropartner Lorenz Kirchner die Gastprofessur zum Umgang mit dem baulichen Bestand der Wüstenrot Stiftung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Darüber hinaus ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Entwerfen und Wohnen an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie forschte in der interdisziplinären Forschungswerkstatt „Krise und Transformation des Eigenheims“ zum Thema des Weiterentwerfens von Einfamilienhäusern.
Wie erklären wir uns also den ungebrochenen Trend zum Eigentumshaus auf grüner Wiese? Welche Alternativen und neuen Ideale brauchen wir? Wie gehen wir mit den zersiedelten Wohngebieten planerisch und rechtlich um? Wie lässt sich das Eigentum im Einfamilienhaus-Teppich neu verteilen? Wie schaffen wir einen Bewusstseinswandel für unsere Wohnpraktiken und -wünsche?
Auf viele dieser Fragen und den wissenschaftlichen Vortrag von Hanna Maria Schlösser wird der Immobilienökonom und Präsident des NÖ Haus- und Wohungseigentümerverbandes Rudolf-Anton Preyer respondieren.
Eingeleitet wird der Abend von Architektin Carina Sacher, die diesen Themenschwerpunkt für ORTE konzipiert hat. Für die Moderation konnte Michael Ortner gewonnen werden. Er ist u.a. Journalist der Wiener Zeitung und hat gemeinsam mit Matthias Winterer bereits zahlreiche Immobilien-Skandale in Österreich aufgedeckt, darunter auch die fragwürdigen Umwidmungen in den niederösterreichischen Gemeinden Grafenwörth und Leobersdorf.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird unter office@orte-noe.at gebeten.
Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden.