Zum Nachhören: Kremser Ad hoc Gespräch I,Gerold Kunz und Ernst Beneder im Dialog auf dem Rehberg
Der Schweizer Architekt, Denkmalpfleger und Architekturjournalist Gerold Kunz, derzeit als Artist in Residence in Krems, lud am 8. Juli 2021 den österreichischen Architekten Ernst Beneder zu einem Ad hoc-Gespräch über baukulturelle Gestaltung in einen Weingarten über dem Kremstal. Unter reger Beteiligung des Publikums wurde die Nachhaltigkeit im Bauen thematisiert sowie die prägenden Lehrjahre in den 1970er Jahren von Ernst Beneder beim japanischen Architekten Kazuo Shinohara, den er das „Gewissen der japanischen Architektur“ nennt. Zur Sprache kam die hohe Bedeutung des Dialogischen in der Architektur wie im Städtebau und auch die Warnung vor der reinen Wiederholung bzw. dem Formalen in der architektonischen Gestaltung. Als junger, japanisch beeinflusster Architekt war Ernst Beneder im Kremser Gestaltungsbeirat neben Granden wie Friedrich Achleitner und Johann Georg Gsteu tätig und berichtete von der Herausforderung, sprachlich eloquente Empfehlungen verfassen zu müssen. „Es geht nicht um Geschmäcklerisches, sondern um das Schaffen von Strukturen“, so Beneder über seine Arbeit als Gestaltungsbeirat, dessen Expertise in zahlreichen österreichischen Städten seit Jahrzehnten gefragt ist.
Das kleine, aber feine Publikum brachte sich durch wichtige Fragen und Statements ein. So beispielsweise die Architektin Marlies Breuss:„ Es wird nur noch über Immobilien gesprochen, aber nicht mehr über Architektur. Städtebau wird weitgehend vernachlässigt. Restrukturierung im Kontext ist wesentlich. In diesem Sinne sollte Bauen im Bestand umfassender gedacht werden.“ Die Fremdenführerin Ulrike Hohenwarter erzählte Historisches vom Kremstal: „ Es gab Mühlen, Wehren, Wein- wie Marillengärten, kleine Villen und die von Bäumen gesäumte Kremstalstraße. Heute ist dieser Stadtteil stark verbaut und von alledem ist kaum noch etwas übrig.“ Nach einer topographischen Analyse durch Ernst Beneder stellte Gerold Kunz beim abschließenden Glas fest: „Mit einem Glas Wein trinkt man immer ein Stück Landschaft mit.“