Stadtecho
Eine visuelle und auditive Reise durch Krems.
AusstellungSchon die römische Antike ging davon aus, dass jeder Ort von einem eigenen Geist geprägt ist, der auf diesen und die ihn bewohnenden Menschen wirkt. So widmet sich etwa der norwegische Architekt und Theoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Werk „Genius Loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst“ dem „Geist des Ortes“ und beschreibt das Sein als eine Verbindung des Menschen mit dem Ort durch räumliche Orientierung und psychologische Identifizierung. Der berühmte Schweizer Architekt Valerio Olgiati verstand es sehr feinspürig, zu definieren, was dem spirituell wirkenden Begriff zugrunde liegt:
„Die Essenz des Ortes erfühlen. Jeder Ort hat seine eigene Befindlichkeit, seine spezielle Identität, geprägt von den angrenzenden, durchströmenden Nutzungen, von den Menschen, die ihn aufsuchen, beleben. Geprägt von den Spuren der Vergangenheit. Der Ort ist gebunden, nicht übertragbar, sowenig wie Architektur kopierbar, transportierbar ist. Der Ort gibt vor, was er verträgt. Es ist alles schon gegeben, vorhanden, es muss aufgenommen werden, übersetzt in andere Zeichen, sichtbar gemacht werden.“
Auf den Genius Loci bezieht sich auch die aktuell von ORTE eingeladene Artist in Residence, Ekaterina Schneidmüller, die mit ihrem Kunstprojekt „Stadtecho“ die „Verbindung zwischen der historischen Seele und dem lebendigen Puls der Stadt Krems an der Donau“ ergründen will.
Interdisziplinär agierend wird Ekaterina Schneidmüller mittels historischer Analysen, grafischer Skizzen und interaktiver Workshops mit den Einwohner:innen die Beziehung zwischen Natur, Geschichte und Architektur von Krems sichtbar machen. Sie beruft sich in ihrem Zugang auch auf den von Guy-Ernest Debord formulierten Begriff der „Psychogeographie“, der untersucht, welchen Einfluss die architektonische oder geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat.
In ihrer künstlerischen Installation, die historische Stadtpläne, aktuelle Zeichnungen und Tonaufnahmen sowie persönliche Wahrnehmungen der Einwohner:innen vereinen wird, lädt Ekaterina Schneidmüller die Besucher:innen ein, den "Atem" der Stadt als eine Metapher für ihre Lebendigkeit und spirituelle Tiefe zu spüren:
„Diese Elemente verschmelzen dann zu einem lebendigen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Natur und Architektur“, so die junge Künstlerin über ihr Vorhaben.
Ekaterina Schneidmüller (*1995) hat in Moskau Architektur studiert und ist danach nach Frankreich übersiedelt. Seit 2020 lebt sie in Deutschland. Die Künstlerin verbindet in ihren Projekten Philosophie, Kunst und Praktikabilität der Architektur. An der Entwicklung neuer Konzepte für architektonische Objekte sowie an der Erforschung des historischen, sozialen und kulturellen Umfelds von Städten war sie beteiligt und hat urbane Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität erarbeitet. Darüber hinaus ist sie auch in den Bereichen Kino, Theater, Performance und Illustration tätig.