Daylight Space Award 2014
Jurysitzung
PreisverleihungDie SiegerInnen des internationalen Architektur- und Designwettbewerbs wurden am 16. September in der Donau-Universität Krems ausgewählt. Beide Preise für innovative Tageslichtkonzepte gehen nach Japan, der Sonderpreis geht nach Spanien.
Die Bedeutung von Tageslicht, sowohl auf das physische als auch auf das psychische Wohlbefinden der Menschen, wurde in den vergangenen Jahren durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen untermauert. Damit ist natürliches Licht und seine bestmögliche bauliche Integration längst zu einer neuen Dimension in der Architektur geworden. Projekte, die einen sensiblen, außergewöhnlichen, neuen und unerwarteten Umgang mit Tageslicht zeigen, sind Thema des Wettbewerbs ‚Daylight Spaces’, der nun zum vierten Mal von der Donau-Universität Krems ausgelobt wurde. Dieser Wettbewerb soll einen Beitrag zur Sensibilisierung für das Entwerfen mit Tageslicht leisten.
Aus der Jurysitzung gingen aus insgesamt 28 Einreichungen aus 11 Ländern die folgenden GewinnerInnen hervor: ALPHAVILLE | Kentaro Takeguchi & Asako Yamamoto für das Gästehaus, Koyasan (Japan) und Michiya Tsukano für das House T (Japan). Außerdem entschied sich die Jury für einen Sonderpreis an MEDIOMUNDO Arquitectos, für das Fakultätsgebäude für Gesundheitswissenschaften der Universität Granada (Spanien).
Als Preise erhalten die SiegerInnen einen Artist-in-Residence-Studienaufenthalt (samt Stipendium) für die Dauer von 1 - 2 Monat(en) im Jahr 2016 in Krems. Die Preise werden von AIR Artist-in-Residence Krems und ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich zur Verfügung gestellt.
Die Projekte der GewinnerInnen:
Alphaville (Kentaro Takeguchi & Asako Yamamoto): Guest House, Kōya-san, Japan
Bauaufgabe / Funktionsbeschreibung:
Das Guest House Kōya-san befindet sich nahe des Shigon Tempels, einem UNESCO Weltkulturerbe. Der Entwurf zeigt im Wesentlichen zwei unterschiedliche Raumcharakteristika: intime und abschottbare Privat- und Schlafräume sowie eine offene Lounge für etwa 20 Personen. Ein wichtiges Merkmal des Projektes ist die Auflösung der typischen hierarchischen Strukturierungen von Konstruktion und Ausstattung. Diese vereinen sich im Guest House Kōya-san zu einer einheitlich verschmolzenen Raumkomposition.
Begründung der Jury:
Tageslicht bestimmt Nutzbarkeit und Charakter des Projektes Guest House Kōya-san der japanischen Architektengruppe Alphaville in wesentlichem Maße. Die Primärkonstruktion des Gebäudes übernimmt neben ihrer statischen Funktion auch die Aufgabe der Einleitung und Verteilung von Tageslicht im Innenraum. Zusammen mit den eingesetzten Materialen entstehen so charakteristische und tageszeitlich wechselnde Lichtsituationen. Diese Besonderheit wird zudem durch das unauffällige äußere Erscheinungsbild des Gebäudes verstärkt. Der Maßstab und die Art der räumlichen Nutzung sowie der Kontrast zwischen den auf ein räumliches Minimum reduzierten Rückzugszonen und offenen Gemeinschaftsbereichen kennzeichnen die Qualitäten des Projektes. Ein Videoclip, der die Stimmungen und die Funktionalität des Projektes auf sympathische Weise veranschaulicht die hohe Qualität des Projektes: Youtube-Film
Michiya Tsukano: House T, Miyazaki, Japan
Bauaufgabe / Funktionsbeschreibung:
House T befindet sich im Zentrum von Miyazaki im Süden von Japan. Eingehüllt in eine weiße Fassade bietet das Haus Schutz vor einer angrenzenden, stark befahrenen Straße und hoch aufragenden Nachbarhäusern. Sonnenlicht dringt von oben in einen privaten Innenhof, dem sogenannten Niwa, und wird von dort zur natürlichen Raumbelichtung in die Innenräume verteilt. Diesem intimen Freibereich kommt gemäß japanischer Bautradition besondere, fast kultische Bedeutung zu. Das Gebäude wird als Hybrid zwischen vernakulärer Baukultur und westlichen Raumstandards verstanden und verfügt über eine Gesamtnutzfläche von etwa 108m² auf 2 Geschoßen.
Begründung der Jury:
Die Entfaltung hoher architektonischer Qualität auf engstem Raum durch die Nutzung von Tageslicht ist das wesentliche Merkmal des Projektes House T von Michiya Tsukano aus Japan. Die geometrische Komposition des Gebäudes erlaubt einerseits die natürliche Raumbelichtung, die ausnahmslos von oben erfolgt, andererseits schafft sie großzügig anmutende räumliche Zusammenhänge und Außenraumbezüge. Die Innenräume erfahren dadurch eine entscheidende Aufwertung. Die gezielte Auswahl der eingesetzten Materialien bestimmen die Lichtfarben in den Innen- und Außenbereichen und ermöglichen so eine subtile räumliche Strukturierung.
Sonderpreis:
Mediomundo Arquitectos: Fakultätsgebäude für Gesundheitswissenschaften der Universität Granada, Spanien
Bauaufgabe / Funktionsbeschreibung:
Das Projekt wurde in Granada auf einem Grundstück in der Größe von 130x19 Meter nach einem Wettbewerb im Jahr 2006/07 realisiert. Der Gesamtbaukörper bestehend aus einem 10 stöckigen Turm und einem flacheren Element mit 3 Obergeschoßen.
Die Gesamtstruktur des Gebäudes zielt auf optimale Licht- und Strahlungseinträge ab. Durch die selektiven und orientierungsbezogenen Fassadenstrukturen sowie die gewählte Raumgeometrie werden Lichteintrag und Ventilation begünstigt. Im Zusammenspiel mit einem durchdachten Material- und Oberflächenkonzept entsteht so eine Balance zwischen thermischer und visueller Behaglichkeit im Innenraum, die den Vorteil von Energieeffizienz und den Einsatz reduzierter Haustechnik mit sich bringt.
Begründung der Jury:
Das Gebäude der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Granada zeigt eindrucksvoll, wie Tageslicht auch in großmaßstäblichen Kubaturen gezielt zur Raumbelichtung eingesetzt werden kann. Durch die Schaffung entsprechender Geometrien, räumlicher Zusammenhänge und Fassadenstrukturen werden selbst in großer Raumtiefe gelegene Bereiche natürlich belichtet. Weiters verdeutlicht das Projekt den Zusammenhang zwischen Tageslichtplanung und klimasensitiver Raumgestaltung. Es lässt hohe visuelle und thermische Raumkomforteigenschaften an einem klimatisch anspruchsvollen Standort erahnen.
Bewertungskriterien:
Der Wettbewerb richtete sich vorrangig an ArchitektInnen und KünsterlerInnen, PlanerInnen. Der Fokus der Jury lag auf folgenden Aspekten:
- Innovation
- Nachhaltigkeit (ökologische, ökonomische und soziale Gesichtspunkte)
- Qualität der planerischen Auseinandersetzung mit Bestandsbauten
- Qualitätsanspruch in Ästhetik und Design
Jurymitglieder:
Arch. Mag.arch. Erich Bernard | BWM Architects | Wien
Heinz Hackl | Velux Österreich
Arch. DI Dr. Renate Hammer | MAS Institute of Building Research Innovation GmbH | Wien
Mag. Heidrun Schlögl | ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich
Ass. Prof. Dr. Anton Kottbauer | Abt. Raumgestaltung und Nachhaltiges Entwerfen TU Wien
Der internationale Architektur- und Designwettbewerb „Daylight Spaces“ wird vom Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems in Kooperation mit AIR Artist-in-Residence Krems, ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich und Velux organisiert.