FREILUFTPAVILLON SCHLOSSPARK GRAFENEGG
AusschreibungArchitektur: the next ENTERprise - architects
Landschaftsplanung: Land in Sicht, Dipl. Ing. Thomas Proksch
Statik: Bergmeister und Partner, Dipl. Ing. Josef Taferner
Akustik: Müller-BBM, Dipl.-Ing. (FH) M. Wahl
Der bestehende Schlosspark kann auf eine annähernd 250 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Jede Zeit hat Spuren hinterlassen und gerade die Vielfalt der Stilrichtungen macht den besonderen Reiz der Anlage aus. Das Areal hat eine Größe von ca. 31 ha, in seinem Zentrum steht das Schloss mit dem Schlossgraben. Der Landschaftspark mit seiner dendrologischen Sammlung ist ganzjährig öffentlich zugänglich und über zwei Haupteingänge an der West- und an der Ostseite erschlossen.
Im Park wird ein Freiluftpavillon errichtet, der während der Festivalsaison im Sommer als Bühne, zu anderen Zeiten als Anziehungspunkt für Ausflügler und Spaziergänger dient – ähnlich den Pavillons in historischen Landschaftsgärten, die als Ziel oder Zwischenhalt ausgedehnter Spaziergänge konzipiert wurden.
Der Pavillon ist Teil eines größer angelegten Bezugsfeldes, das bestehende Elemente der Anlage, den "neuen" Haupteingang, die Reitschule, das Schloss, das Schwarze Tor, die "Große Senke" ... neu kontextualisiert.
Der Freiluftpavillon integriert sich nahezu selbstverständlich in die Gartenlandschaft und interpretiert in seiner topographischen Ausformung wesentliche Gestaltungsmerkmale des Landschaftsgartens – das Spiel mit Perspektive und Blickbeziehungen, mit Enge und Weite, mit Raumabschluss und Raumöffnung.
Die "Schneise" spannt eine Blickachse von der Reitschule bis zum Schwarzen Tor und fungiert als Ein- und Durchgang des Senkenbereiches für Konzertgäste und Parkflaneure. Das Inszenieren von Blicken und Raumsequenzen, das gezielte Rahmen und Verbergen von Attraktionen, das im Landschaftsgarten oft durch die geschwungene Wegführung bestimmt wird, wird durch den Höhenverlauf der teilweise ins Gelände eingeschnittenen Schneise aufgegriffen. Der Besucher nähert sich vom Schloss kommend, und taucht – vom Wolkenturm angezogen – in die Schneise ein, die ihn unter einen künstlichen Hügel hindurchführt. Nach Passieren dieser Verengung und Versenkung des Weges, eröffnet sich dem Besucher die weite Mulde des Zuschauer- und Bühnenraums mit dem sich darüber erhebenden Bühnendach.
Ausgehend von den akustischen Grundregeln für eine Freiluftbühne "wie man sieht so hört man", werden Affinitäten zwischen perspektivischem und akustischem Raum untersucht. Die bestehende topographische Vertiefung der "Großen Senke" wird durch Modellieren des Geländes verstärkt. Durch Abgraben und Aufschütten entstehen künstliche Hügel, in die sich Bühne und Zuschauerraum – geometrisch klar vom natürlichen Geländ unterschieden – topographisch fließend einfügen.
Das Bühnendach versteht sich als eigenständiges, skulptural geformtes Objekt, das auf Baumkronenhöhe über der Landschaft schwebt und – wie eine weitere Baumkrone – zwischen die bestehenden Baumgruppen platziert wird. Außen mit einer walzblanken Metalloberfläche verkleidet, wird das Objekt, Himmel und Bäume reflektierend, zum Wolkenturm.
Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs arbeiten seit 2000 unter dem Namen the next ENTERprise – architects. Die Projekte reichen von experimentellen Eingriffen im Stadtraum wie Stadtwind, 2000, und Installationen wie "Audiolounge", 2002; "Trinkbrunnen", St. Pölten 2003; bis hin zu konkreten Bauaufgaben, wie dem Haus Zirl, Zirl, Tirol 1997; "Blindgänger", Hof am Leithaberge, NÖ 2000; Unterirdisches Hallenbad, Wien 2001; Seebad Kaltern, Italien 2006; Haus Fidesser, Retz, NÖ (in Planung); Freiluftpavillon im Schlosspark Grafenegg (in Bau); Erlebnistherme Warmbad Villach (1. Preis, Wettbewerb 2006) und städtebaulichen Konzepten, "How to Start a City ", 2003. Lehrtätigkeit in Wien, Innsbruck und Linz sowie Ausstellungsbeteiligungen u.a. bei der Architekturbiennale Venedig 2004; Galerie Aedes Berlin 2004; Bienal de São Paolo / Brazil 2003; Trespassing, Secession, Wien 2002; Latent Utopias, Steirischer Herbst, Graz 2002; ArchiLab, Orléans 2001. Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs erhielten außerdem den Förderpreis für Architektur der Stadt Wien (2003), waren Kulturpreisträger für Architektur des Landes Niederösterreich (2000) sowie Preisträger für experimentelle Tendenzen in der Architektur (1996 – als THE POOR BOYs ENTERPRISE).