Jenseits der Metropolen
Warum wir es uns nicht mehr leisten können, alles abzureißen und neu zu bauen.
Vortrag und Diskussion von und mit Stefan Schlicht (D), Schlicht Lamprecht Kern Architektur Stadtplanung„Jenseits der Metropolen braucht es mehr Mut und Weitsicht bei den Entscheidungsträgern, mehr Verständnis für die regionale Baukultur bei den Bürgern, mehr Leidenschaft und Engagement bei den Planern. Schlussendlich viel mehr Verantwortung gegenüber dem Bestand, bei allen“, Stefan Schlicht.
Das Büro Schlicht Lamprecht Kern schafft nicht nur beachtenswerte Architektur, es bearbeitet seit vielen Jahren Themen, die mit der aktuellen Umweltsituation in den Brennpunkt des Baudiskurses gerückt sind: Anpassung, Umbauen, Wiederverwertung. Das Büro zeigt, wie man sich dem enormen Energie- und Ressourcenverbrauch, ebenso wie der riesigen Abfallmengen, die das Bauen weltweit produziert, entgegenstellen kann. Als Vorsitzender des Bund Deutscher Architekten (BDA) im Bezirk Unterfranken sieht Stefan Schlicht in öffentlichen Auftraggeber:innen, aber auch Immobilienbesitzer:innen und Wohnbaugesellschaften Partner:innen, ohne die die Herausforderungen, die uns der Klimawandel beschert, nicht zu bewältigen sind. Folgerichtig reichen die Arbeitsfelder des Büros weit über die Kompetenzen des reinen Bauens hinaus und umfassen auch die Schwerpunkte Stadtplanung, Ortsplanung und Denkmalpflege. Die komplexen Problemlagen von „Land“ und „Rand“ werden auf unterschiedlichen Ebenen und Maßstäben erkundet und bilden die Basis für eine Reihe von beispielhaften Projekten und Entwicklungen im suburbanen oder ländlichen Raum: Das beginnt bei profanen Beschilderungskonzepten, umfasst sorgfältige punktuelle bauliche Eingriffe in die Dorfstruktur und reicht bis zu Ergänzungsbauten und Brückenprojekten. Als wichtige Aufgabe sieht der Architekt die Beratungstätigkeit für eine Vielzahl von Kommunen und Gemeinden, die er, gemeinsam mit seiner Frau, der Stadtplanerin Evi Mohr, wahrnimmt. Ziel dieser oft jahrelangen prozesshaften Begleitung ist es, die spezifischen und lokalen Besonderheiten zu benennen und geeignete Instrumente zur Lösung einzusetzen: Konzepte zur Neuordnung und solche zur integrierten städtebaulichen Entwicklung (ISEK), die Erstellung von Rahmenplänen und bisweilen die Begleitung der Gemeinden bei partizipativen Prozessen.
Diese vorbildhafte, weil ergebnisorientierte Beschäftigung mit dem ländlichen Raum wird in Deutschland durch eine bundesweite über die Bauministerien über die Städtebauförderung und den Landwirtschaftsministerien über Dorferneuerungsprozesse ermöglicht, die seit Jahrzehnten in beträchtlichem Umfang die Co-Finanzierung von Planungen, Projekten und Prozessen übernimmt und damit maßgeblich zu deren erfolgreichen Umsetzung beiträgt. Über seine positiven Erfahrungen mit diesem besonderen Raumplanungsinstrument und den damit in Zusammenhang stehenden Synergien wird auch Jonas Merzbacher, Bürgermeister der oberfränkischen 3.600-Einwohner:innen-Gemeinde Gundelsheim, in einem Kurzstatement berichten.
Der Werkvortrag von Stefan Schlicht umfasst einige ortsplanerische Projekte der vergangenen Jahre. Einen besonderen Stellenwert nimmt darin die Tätigkeit in Gundelsheim ein, wo das Büro eine Ortsbücherei verwirklichen konnte.
„Die Bücherei ist aus der Absicht der Gemeinde entstanden, ein bestehendes, ortsbildprägenden Wohnstallhaus zu erhalten und zu reaktivieren und unter Einbezug der Bürger:innen eine geeignete Nutzung zu finden. Sie greift die Maßstäblichkeit und Körnung der Ortsmitte auf und reiht sich behutsam in die Nachbarbebauung ein. Durch Umbau und Erweiterung ist aus dem Wohnstallhaus ein vielseitiges Zentrum für die Gemeinde entstanden. Nicht nur als Architekturprojekt, sondern auch auf der Ebene der Entscheidungsträger:innen und privaten Eigentümer:innen soll das Projekt motivieren, inspirieren und zur Nachahmung anregen.“ (Schlicht Lamprecht Kern Architekten)
Moderation: Franz Denk, Architekt und ORTE-Vorstand
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Beschränkte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich unter office@orte-noe.at
Während der Veranstaltung werden Fotos und Videos gemacht. Bitte beachten Sie, dass Sie sich mit der Teilnahme an der Veranstaltung bereit erklären, dass diese Aufnahmen nach der Veranstaltung in veränderter oder unveränderter Form vervielfältigt, veröffentlicht und verbreitet werden.