ORTE vor ORT: Schlosskapelle Merkenstein
BesichtigungDie Wiedererrichtung einer Kapelle auf einem privaten Grundstück wurde für t-hoch-n zu einer Bauaufgabe, die weit über eine historische Rekonstruktion hinausgeht. Vielmehr wurde das Bauwerk, dem in seiner Geschichte der Kreislauf von Verfall und (Wieder-)Aufbau nicht nur einmal widerfuhr, zu einem Modell für das Sinnbild der Überlieferung von Tradition als Feuer und nicht als Asche. (Theresia Hauenfels)
Auf dem Areal von Schloss Merkenstein befindet sich die Kapelle Merkenstein, ein ganz besonderes Kleinod inmitten eines weitläufigen Landschaftsgartens.
Als Peter Wiesinger, der gemeinsam mit Gerhard Binder und Andreas Pichler das Wiener Architekturbüro t-hoch-n führt, das Ensemble erwarb, war von der „Marienkapelle“ von Merkenstein nicht viel mehr über als die Außenmauern, die von Pflanzen überwuchert waren. Ermuntert und unterstützt durch großmütterlichen Einsatz seitens der eigenen wie der Schwieger-Familie, bekannte sich der Architekt zu seiner Verantwortung: Die Revitalisierung der Ruine erfolgte durch t-hoch-n. Auf Zement wurde verzichtet, stattdessen mit einem Kalksandgemisch gearbeitet, das der historischen Dimension Rechnung trägt. Das ambitionierte Bauvorhaben wurde vom Bundesdenkmalamt begleitet. Die beiden Bereiche Chor und Schiff zeichnen sich nach außen durch zwei Satteldächer in unterschiedlicher Höhe ab. Der Verschnitt der beiden Raumzonen wurde in Glas aufgeführt und ergibt so einen Lichtschlitz von oben, der den Ort der Andacht mit Tageslicht versorgt. Der Dachstuhl wurde gemäß vorhandener historischer Aufzeichnungen und Unterlagen rekonstruiert.
Die Merkensteiner ‚Kränzel-Kapelle‘, wie sie im Volksmund genannt wird, soll ein offenes Haus sein. Dementsprechend verzichtete man auf einen Sperrmechanismus und stattete das in Eiche realisierte Zugangstor mit einem Türgriff, den der Bildhauer Florian Schaumberger gestaltete, aus. Die bunten Glasfenster, die Sabine Wiedenhofer für Merkenstein schuf, setzen sich aus einem breiten Spektrum kräftiger Farbtöne harmonisch zusammen. Die unterschiedliche Tiefe der Glaswürfel aus Murano-Glas lassen in der Lichtbrechung spezielle Mischfarben entstehen.
Einen modernen Akzent zum historischen Ensemble setzten t-hoch-n mit dem zentral positionierten Poolbereich. Der Schwimmbereich wurde unter optimaler Nutzung der Topographie des Grundstücks in das Gelände so eingebunden, dass man die Intervention, steht man am Eingangstor, nicht wahrnimmt.
ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich freut sich besonders, dieses sorgsam renovierte Juwel sowie das Areal um Schloss Merkenstein gemeinsam mit dem Hausherren und dem Wiener Architekturbüro t-hoch-n besichtigen zu dürfen.
Um Anmeldung wird gebeten! office@orte-noe.at oder 02732/78374
Wegbeschreibung: Haidlhoferstraße 255, 2540 Bad Vöslau (= Wirtshaus Haidlhof), 150m nach dem Wirtshaus rechts (aus Bad Vöslau kommend) auf den Forstweg (Schranken) abbiegen. Diesem 1km direkt bis zum Schloss folgen, vorbei am Forsthaus und an der Schießstätte. Treffpunkt: Schlossgarten.
Schloss Merkenstein: Kapelle & Freiraumgestaltung
Architektur: t-hoch-n Ziviltechniker GmbH
Projektleitung: Gerhard Binder
Projektmitarbeit: Armin Draxl
Baubeginn: August 2013
Fertigstellung: Juni 2014