Wertvolles Erbe | Aktive Zukunft
Über unsichtbare bauliche Strukturen der Waldviertler Textilindustrie, verborgene Potenziale, vermisste Wertschätzung sowie umsetzbare Ausblicke
AusstellungseröffnungKennen Sie das textile Erbe im Waldviertel? Überbleibsel gibt es davon genug. Diese zu finden, ist jedoch nicht so einfach. Die meisten sind etwas verborgen und in einem baufälligen bzw. ungenutzten Zustand. Die Ausstellung von Barbara Calas-Reiberger und David Calas, die im Zuge des Hans-Hollein-Projektstipendiums 2021 durch das BMKÖS ermöglicht wurde, widmet sich derartigen Gebäuden entlang der Waldviertler Textilstraße. Mit Modellen, Zeichnungen und Fotos wird dokumentiert, was übrig ist.
Doch wie können diese Gebäude unterschiedlichster Größe belebt und vor dem Verfall gerettet werden? Am Beispiel der Textilfabrik Hirschbach werden Impulse sowie aktive Ideen gezeigt.
Den Kern der Ausstellung bilden sichtbar gemachte bauliche Strukturen, die zum textilen Erbe des nördlichen Waldviertels gehören. Die gezeigten Objekte stellen eine kleine Auswahl an sehenswerter Architektur der Textilproduktion dar.
Während der k.u.k. Ära war die Heimweberei stark verbreitet. Größere Gebäude, sogenannte Verlegerhäuser koordinierten die Produktion. Hinzu gesellten sich großmaßstäbliche Fabriken sowie Genossenschaftsgebäude. Zusätzlich entstanden verschiedene Wohnformen wie Weberzeilen und Arbeitersiedlungen. Die Typologien der Textilproduktion sind deshalb sehr breitgefächert und heutzutage bis auf die wesentlichen Strukturen unsichtbar.
Für die Ausstellung musste deshalb eine Auswahl getroffen werden. Dabei wurde auf Diversität hinsichtlich Funktion, Maßstab und architektonischer Ausprägung sowie Sichtbarkeit in der öffentlichen Wahrnehmung geachtet. Ausgewählt wurden Objekte, die einander kontrastieren, in unterschiedlichen Nutzungen weiterbestehen bzw. gar verfallen.
Auf langen Tischen präsentiert, laden Modelle sowie dazugehörige Publikationen die Besucher:innen zur Auseinandersetzung mit der Wiederbelebung ehemals fürs Textil genutzter Gebäude und Infrastrukturen ein. Die bewegte Geschichte, die Architektur und fotografischen Momentaufnahmen sorgen für eine wohl dosierte wie inklusive Ausstellungserfahrung.
Verwoben mit dem Kern der Ausstellung ergänzen übergeordnete Handlungsfelder, die sich mit dem Zustand der Baukultur sowie möglichen Transformationsprozessen auseinandersetzen.
Kuratiert wurde die Ausstellung von
Barbara Calas-Reiberger ist Architektin, die im Waldviertel und in Wien tätig ist. Sie hat sich auf die Bereiche Bauen im Bestand, Denkmalpflege und Leerstandsaktivierung spezialisiert. Als operative Geschäftsführerin leitet sie gemeinsam mit David Calas das Architekturbüro Studio Calas. Darüber hinaus engagiert sie sich als Architekturvermittlerin bei NÖ Gestalte(N) und kuratiert Ausstellungen mit architektonischem Schwerpunkt. Ein selbstinitiiertes Projekt ist ihre Gründung von "dieTextilers – Arbeit, Kultur und Urlaub OG", eine Initiative zur Wiederbelebung der ehemaligen Textilfabrik in Hirschbach.
David Calas ist Architekt, Urbanist/Ruralist und Lehrender sowie Gründer des transdisziplinär agierenden Studio Calas in Wien. In seiner Arbeit konfrontiert er sich mit fließenden Übergängen zum Urbanen, zum Ländlichen, zur Architektur, zur Kunst und zum Aktivistischen. Die realisierten Projekte unterschiedlichen Maßstabs haben theoretische sowie praxisorientierte Ursprünge und lassen kontinuierliche Perspektivenwechsel zu. Absolvierung des Architekturstudiums an der TU Wien sowie PhD an der TU Wien/Northeastern University Boston. Nach langjährigen Lehraufträgen an der TU Wien/Fakultät für Architektur (2010 – 2019) und einer Gastprofessur an der German University Cairo/Campus Berlin (2019) Berufung als Gastdozent an die Universität Bozen im Master für Eco-Social Design (2021-2024). Seit 2021 Professor (W2) für Architektur und Urban Design an der German International University (GIU) in Berlin sowie als „Academic Body“ am Norman Foster Institute on Sustainable Cities in Madrid.
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen: „Textiles Erbe | Aktive Zukunft“
ISBN 978-3-200-08386-8
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird unter office@orte-noe.at gebeten.
Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Veranstaltung Fotos gemacht und zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation verwendet werden