Die Marktgemeinde Stetteldorf am Wagram im Weinviertel ist eine intakte Dorflandschaft mit gewachsenen Strukturen, einem Schloss, einer sehenswerten Barockkirche und relativ unversehrten Kellergassen. Wie in vielen Ortschaften mit hoher Lebensqualität findet auch hier eine Veränderung durch den Zuzug von außen und durch das Begehren nach Veränderung innerhalb der Gemeinde statt. In diesem Sinne steht Stetteldorf stellvertretend für viele Gemeinden, die vor der Frage stehen, wie sie sich verträglich verändern und wachsen können. Durch Zufall haben sich die Wege von engagierten StetteldorferInnen, ForscherInnen und ArchitektInnen gekreuzt – was zu mehreren Projekten geführt hat, die sich mit einer nachhaltigen Zukunft des Ortes beschäftigen.
Im Herbst 2020 begann das mehrjährige Forschungsprojekt „Surplus* – Dorf und Landstadt“ in Stetteldorf am Wagram, das von ORTE getragen und dem Land Niederösterreich finanziell unterstützt wird: Auf einem etwa 13 Hektar großen, freien Areal zwischen dem östlichen Dorfrand, dem Schloss Stetteldorf, dem Gutshof und der westlichen Gemeindegrenze zu Starnwörth wird unter der Leitung von Thomas Gronegger eine Landstadt als Utopie – also fiktiv – entwickelt, die dem bestehenden Dorf gegenübersteht und mit ihm in engen Dialog tritt. Durch einen sorgfältigen Prozess des Nachdenkens, Schreibens, sowie zeichnenden und modellbauenden Entwerfens wird über den langen Zeit- und Freiraum des Projekts hinweg behutsam eine Utopie für Bestehendes und Mögliches aufgespannt. Über den Verlauf hinweg soll wiederholt ein offener und neugieriger Austausch gepflegt werden. Dieses unkonventionelle Projekt möchte ein Bewusstsein für Verwandlungsprozesse von Landschaften und Kulturräumen schaffen sowie Erkenntnisse und Lösungsmodelle für das Wachsen von Dörfern und Landstädten ableiten.
Ein weiteres Forschungsprojekt startet heuer ebenfalls in Stetteldorf am Wagram, auch gefördert durch das Land Niederösterreich, und beschäftigt sich unter der Leitung von Benjamin Kromoser (Universität für Bodenkultur Wien) und Martin Ritt (Studio designkollektiv Wien) mit der Wirkung und Gestaltung von Holzbrücken. Hierbei wird die Brücke als infrastrukturelle Verbindungsader des Ortes, ihre Funktionalitäten sowie die Identifikationsmöglichkeiten durch ein neues Landmark untersucht.
Beide Projekte werden vorgestellt und durch einen Werkvortrag des Architekten Matthias Mulitzer, der im überwiegenden Ausmaß im ländlichen Kontext tätig ist, angereichert. In seiner Präsentation wird sich Mulitzer anhand eigener realisierter Projekte mit der Frage auseinandersetzen: Wann ist ein Dorf ein Dorf?. Er vermittelt dadurch grundsätzliches Wissen über die Strukturen von Dörfern, die sich in Straßenraum, Haus- und Kulturlandschaft manifestieren. Darüber hinaus wird der Planer über Grundprinzipien sprechen, die wir einhalten bzw. wieder aktivieren sollten, wollen wir Bestehendes gut weiterbauen.
Im Anschluss an den Vortrag wird mit dem Bürgermeister Josef Germ, dem Eigentümer des Schlosses Georg Stradiot, den ReferentInnen und den Gästen darüber diskutiert, was die gesamte Gemeindefür den Erhalt und die Gestaltung der Dorflandschaft tun kann, wo Stetteldorf am Wagram Einzigartiges aufzuweisen hat und wo möglicherweise „Reparaturen“ nötig sind.
Programm
Begrüßung Georg Stradiot, Eigentümer von Schloss Stetteldorf
Einführung Franziska Leeb, Architekturpublizistin und ORTE-Vorsitzende
Impulsvorträge
Einblick in das Forschungsprojekt „Surplus* – Dorf und Landstadt“ Thomas Gronegger, Künstler und Forscher im Feld der Baukunst, wissenschaftlicher und lehrender Mitarbeiter der New Design University, St. Pölten und Lehrender im MA Konzeptuelle Denkmalpflege der Donau Universität Krems gemeinsam mit Heidemarie Kresbach, BA Absolventin (Innenarchitektur) der New Design University und Studierende an der TU-Wien (Architektur) und Flora Szurcsik-Nimmervoll, Absolventin (BA Design, Handwerk, materielle Kultur und MA Innenarchitektur & visuelle Kommunikation) der New Design University, St. Pölten
Einblick in das Forschungsprojekt „Holzbrücken für Stetteldorf“ Benjamin Kromoser, Bauingenieur, Wissenschaftler und Handwerker Martin Ritt, Designer und Architekt Alexandra Spitzer, Designerin
Vortrag
„LANDLEBEN – Was brauchen Regionen für ein verträgliches Um- und Weiterbauen?“ Matthias Mulitzer, Architekt
Podiumsdiskussion mit Bürgermeister Josef Germ, Schlossherr Georg Stradiot Diskussion mit dem Publikum
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich unter office@orte-noe.at.
Bitte beachten Sie die aktuellen Covid-19-Maßnahmen! Kommen Sie bitte mit FFP2-Maske, dem Nachweis über eines der 3 Ge's (getestet, geimpft, genesen), halten Sie Abstände und Hygiene-Regelungen ein!
Die Veranstaltung ist aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht barrierefrei.
Mit dem GEHsprächsleiter Franz Denk begeben wir uns in Stetteldorf am Wagram auf einen dialogischen Rundgang, um Spuren von Gebautem oder Ungebautem zu verfolgen sowie Sicht- und Denkweisen zu überprüfen.
ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich verwendet auf dieser Website, www.orte-noe.at, Cookies. Damit werden anonymisierte, statistische Daten gespeichert, die der Erfassung und Auswertung der Website-Nutzung dienen. Mit dem Drücken von "OK" oder dem Weitersurfen auf dieser Website stimmen sie dem zu. Detailierte Informationen dazu finden Sie im Impressum, in der Datenschutzerklärung.