Der Kunst- und Kulturverein LAMES und der Verein Sonnenpark – Park der Vielfalt haben am Spratzerner Kirchenweg im Süden St. Pöltens, einen einzigartigen Ort geschaffen, der nicht nur experimentellen Raum für bildende, angewandte und darstellende Kunst, sondern auch niederschwellige Bildungsangebote und Zugang zu aktiver Grünraumnutzung bietet.
Bereits 1999 wurde das 5 Hektar große Areal mit mehreren leerstehenden Bestandsgebäuden dem Verein zur Zwischennutzung überlassen, bevor es dann in der Folge von einem Bauträger mit Geschosswohnhäusern bebaut werden sollte. Sukzessive wurde der riesige, stark bewachsene Freiraum, der die Gebäude umgibt, von den Vereinsmitgliedern aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Wege und Gemeinschaftsgärten wurden angelegt und das Areal unter dem Namen Sonnenpark für die Bevölkerung frei zugänglich gemacht. Der Park dient auch jedes Jahr als pittoresker Schauplatz für das „Parque del Sol“- Festival, sowie für das Sonnenparkfest.
Aufgrund des stets prekären Zwischennutzungsvertrags und der ständigen Ungewissheit, wie lange man das Areal noch nutzen kann, konnte in den letzten 20 Jahren allerdings an den Gebäuden baulich nur das Allernötigste instandgesetzt werden. Mit viel Improvisationsgeschick und geringen finanziellen Mitteln wurde die Nutzbarkeit der Räumlichkeiten über die Jahre aber dennoch gewährleistet und deren intensive künstlerische Bespielung ermöglicht.
Die langjährige, großartige Arbeit der beiden Vereine und die Tatsache, dass sich St. Pölten für die Europäische Kulturhauptstadt 2024 beworben hat, bewog die Stadt St. Pölten dazu, das Areal vom Bauträger zurückzukaufen, mit den beiden Vereinen einen längerfristigen Pachtvertrag für das Areal abzuschließen und die dringend nötige Sanierung und Adaptierung der Bestandsgebäude, in Union mit der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, finanziell zu unterstützen.
Das design.build studio, das im Jahr 2000 von Peter Fattinger an der TU Wien gegründet wurde, ist eingeladen, Planung und Realisierung von Umbaumaßnahmen sowie Interventionen am Areal, gemeinsam mit den Vereinen und dem projektleitenden Architekten Wolfgang Thanel, der in einem vorangegangenen Prozess mit den lokalen AkteurInnen die Potentiale und Wünsche der NutzerInnen ausgelotet hat, in Angriff zu nehmen.
21 Studierende des design.build studio erarbeiten seit Herbst 2020 im Rahmen einer Lehrveranstaltung, unter der gemeinsamen Leitung von Peter Fattinger und Wolfgang Thanel, nicht nur die Konzeption, Entwurfs- und Ausführungsplanung, sondern sind ab Frühling 2021 auch für die eigenhändige Übersetzung des Geplanten in die gebaute Realität verantwortlich. Zwischen der ersten Skizze und der Fertigstellung des Gebauten, gilt es für die beteiligten Studierenden vielfältigste Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Die Studierenden arbeiten dabei kollaborativ als großes Team, und tragen kollektiv die Verantwortungen und Konsequenzen ihres Handelns. Sie lernen mit kleinen Budgets, engen Zeitplänen und unerwarteten Problemen umzugehen. Die Kommunikation innerhalb des großen studentischen Teams spielt genauso eine wichtige Rolle, wie auch das Kommunizieren und Interagieren mit der realen Bauherrin, konkret den Vereinen und ihren Mitgliedern, den Behörden, FachplanerInnen und Materialherstellern.
Das Mobile Stadtlabor, eine modulare Raumstruktur, die ebenfalls vom design.build studio der TU Wien entwickelt und realisiert wurde und seit 2013 an verschiedenen Orten in Wien stationiert war, wurde nun als erstes sichtbares Zeichen der Umbaumaßnahmen im Sonnenpark aufgebaut. Es dient nicht nur als Ausweichquartier während der Adaptierung der Bestandsgebäude, sondern auch als längerfristige Raumerweiterung für Workshops und Vorträge.
Ein Outdoor-Ausstellungsparcours im Sonnenpark, der die verschiedenen Entwürfe der Studierenden für die Adaptierung der Bestandsgebäude zeigt, lädt bis Ende Oktober, unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt, zum Besuch.
Baublog: https://designbuildskw.wordpress.com/
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